Migrationsstrategien für Altsysteme/Kommentar

Auf dem Abstellgleis

07.02.1997

Ein Privatanwender mag darüber in Verzückung geraten, daß sein PC daheim mehr MIPS leistet, als der Nasa zur Verfügung standen, um Neil Armstrong auf den Mond zu hieven. Den professionellen Anwender wird ein solcher Vergleich in der Regel herzlich wenig beeindrucken. Für ihn zählt vor allen Dingen, daß seine DV ohne Mucken genau das tut, was sie soll, und, weil abgeschrieben, das Budget klein hält.

Doch die Zeit, in der auch alte Systeme "es noch ganz gut tun", geht in diesen Jahren in vielen Fällen unweigerlich dem Ende entgegen. Wenn zum ersten Mal zwei Nullen statt der Jahreszahl 2000 auftauchen, ist Schluß. Die hochgeschätzte unproblematische Software, der eigentliche Wert des alten Systems, erweist sich plötzlich als funktionsuntüchtig. Die ganze DV-Umgebung ist auch ohne CPU-Schmelze oder Head-crash schlagartig wertlos.

Die Software zu modifizieren dürfte, wenn es denn überhaupt noch möglich ist, sehr teuer kommen. Ergo liegt schon unter finanziellen Gesichtspunkten eine Migration auf ein modernes System nahe, möglicherweise mit partieller Portierung der Anwendungen, wenn sich dabei auch gleich die Datumsangaben umstellen lassen.

Doch wohin migrieren? Vor zehn Jahren hätte es nur zwei Antworten gegeben: Unix oder AS/400. Inzwischen ist Windows NT eine weitere Alternative, und die Bannerträger der Moderne im Unternehmen werden den Begriff Java-Applets fallen lassen.

Diese größere Auswahl ist Ergebnis der Befreiung der Anwender aus DV-technischen Monokulturen. Doch scheint die Freiheit nicht grenzenlos zu sein; im Gegenteil nimmt selbst im Unix-Segment die Herstellerbindung zu. Um so wichtiger ist es für Anwender, die Perspektiven einer technischen Linie ebenso gründlich zu prüfen wie die Überlebensfähigkeit ihrer Hard- und Softwarepartner.ls