Auch Windows 7 kommt in vielen Versionen

04.02.2009
Wie bei Vista: Microsoft bringt sein neuestes Betriebssystem in zielmarktspezifischen Varianten. Anwender kritisieren die Unübersichtlichkeit.

Nachdem Microsoft die erste Betaversion von Windows 7 in der Ausführung "Ultimate" für den öffentlichen Download anbot, spekulierten einige Beobachter, dass der Hersteller die unter Vista eingeführte Vielfalt an Windows-Editionen lichten werde. Nicht zuletzt orientierten sich die Forderungen nach einer übersichtlichen Vermarktung an Apple, das sein Mac OS in einer einzigen Ausführung, die sämtliche Features enthält, an alle Kunden abgibt. Doch die Kritik am Vista-Kuddelmuddel hat keine Früchte getragen.

In einem Interview gab Microsoft-Manager Mike Ybarra nun bekannt, in welchen Editionen Windows 7 erhältlich sein werde. Der weitgehend aus Marketing-Sprüchen bestehende Text kann als Reaktion auf die Erwartungen der Anwender gelesen werden. Er erweckt eingangs den Eindruck, Windows 7 werde in zwei Varianten auf den Markt kommen. Ybarra spricht von "zwei primären Editionen, die den Ansprüchen der meisten Kunden genügen" würden: Windows 7 Home Premium und Windows 7 Professional. Letztere ist die Entsprechung zu Vista Business.

Sechs Grundversionen

Damit bezeichnet Microsoft jene zwei Ausgaben von Windows als besonders bedeutsam, für die sich der Markt bei Vista ohnehin schon entschieden hat - aber ohne daraus weitergehende Konsequenzen zu ziehen und die anderen Editionen abzuschaffen.

Allzu revolutionär wäre ein solcher Schritt nicht, denn immerhin kam noch XP im Jahr 2001 in nur zwei Ausgaben auf den Markt. Neben den "primären Editionen" erscheint Windows 7 daher in vier weiteren Ausgaben, so dass es das System in sechs Geschmacksrichtungen geben wird:

Starter,

Home Basic,

Home Premium,

Professional,

Ultimate und,

Enterprise.

Letzteres soll wie unter Vista mit exklusiven Features für Geschäftskunden den Abschluss des Wartungs- und Lizenzabkommens "Software Assurance" schmackhaft machen.

Während die Starter-Ausführung von Vista in den USA und Europa nicht angeboten wird, soll sie unter Windows 7 auch dort erhältlich sein und voraussichtlich als System für Netbooks dienen. Sie ist laut dem "Microsoft Report" des Journalisten Ed Bott auf die gleichzeitige Ausführung von drei Programmen limitiert und wurde von einigen Kommentatoren bereits politisch unkorrekt als "Crippleware" bezeichnet. Hingegen richtet sich das in den wohlhabenden Ländern wenig nachgefragte Home Basic nun an Schwellenländer.

In der Praxis reduziert der Markt die Vista-Vielfalt, indem auf den allermeisten neuen Consumer-PCs die Version "Home Premium" vorinstalliert wird. Jene Geschäftskunden, die auf Vista umsteigen, wählen abhängig von ihrem Vertrag entweder "Business" oder "Enterprise". Home Basic sowie Ultimate spielen daher nur eine untergeordnete Rolle, während die in ihrem Funktionsumfang arg beschnittene "Starter"-Edition ohnehin nur für Entwicklungs- sowie Schwellenländer gedacht ist.

Sechs mal 7 mal x

Wie unter Vista bleibt es auch bei Windows 7 in der Praxis nicht bei sechs Editionen. Da das neue Betriebssystem ebenfalls als 32- und 64-Bit-Software ausgeliefert wird, erhöht sich die Zahl weiter. Hinzu kommen noch mehr Varianten, weil Windows als Vollversion und als Update angeboten wird.

Übermengen und Untermengen

Kritiker der diversen Vista-Editionen monieren unter anderem, dass eine größere Ausführung nicht unbedingt alle Features einer kleineren Version enthält.

Ein Benutzer der Business-Ausführung muss etwa auf bestimmte Multimedia-Funktionen von Home Premium verzichten. Microsoft-Manager Mike Ybarra verspricht nun, dass unter Windows 7 eine höherwertige Edition alle Features einer kleineren Ausgabe enthalten werde.

Nachdem Microsoft alle Ausgaben von Windows 7 entweder einer Business- oder einer Consumer-Linie zuordnet, ist derzeit die Hierarchie der Editionen nicht klar erkennbar. So erschließt sich etwa nicht, ob Ultimate über oder unter Enterprise angesiedelt ist. Sicher ist jedoch, dass die Enterprise-Variante exklusive Features für Geschäftskunden enthalten soll und entsprechend daher eine Übermenge von Ultimate sein müsste.

Die strenge Aufteilung des Systems in Ausführungen für Privat- und Geschäftskunden verträgt sich insgesamt nicht mit der von Microsoft immer wieder beschworenen Konvergenz der beiden Sphären, die sich besonders durch den Einfluss von Consumer-Trends auf die Business-Welt bemerkbar macht.