Intel und Compaq erhalten die gelbe Karte

Auch US-Firmen sind auf das Jahr 2000 schlecht vorbereitet

11.06.1999
MÜNCHEN (CW) - US-amerikanische Firmen sind nach einer Untersuchung der Weiss Ratings Inc. schlechter auf die Jahr-2000-Problematik vorbereitet, als dies bislang den Anschein hatte. Sogar elf der 50 größten Unternehmen seien noch mit gravierenden Schwierigkeiten konfrontiert, den Sprung über die Datumsgrenze am 1. Januar 2000 unbeschadet zu überstehen. Zu ihnen gehören Intel und Compaq.

Intel zählt zu den US-Unternehmen, die nicht aus dem Finanzsektor stammen und die mit "niedrig" die schlechteste Bewertung für den Stand ihrer Umstellungsaktivitäten erhielten. Aber auch dem Massenvertreiber Wal-Mart und der Nahrungsmittelkette Conagra zeigte Weiss Ratings die gelbe Karte. Die Klassifizierung niedrig besagt, daß Firmen mit dieser Bewertung "bei der Umstellung ihrer Computersysteme möglicherweise ernsthafte Verzögerungen aufweisen werden".

Elf der 50 größten US-Firmen verdienten sich für ihre bisherigen Aktivitäten, die Datumsumstellung noch rechtzeitig zu schaffen, nur eine Benotung von "unter dem Durchschnitt". Hierzu gehört Compaq, aber auch die beiden größten Unternehmen der USA, die beiden Automobilkonzerne General Motors und Ford. Daneben rüffelte die in Palm Beach Gardens, Florida, beheimatete Weiss Ratings auch Texaco, Chevron, Bell Atlantic, Motorola, Pepsi, die Kroger Company, SBC Communications und United Technologies für ihr mäßiges Jahr-2000-Engagement.

Kein einziges der 50 größten Unternehmen außerhalb des Finanzsektors konnte die beste Wertung "hoch" für seine Jahr-2000-Vorbereitung ergattern.

Weiss Ratings bewertet die Jahr-2000-Aktivitäten der Fortune-1000-Unternehmen nach einem selbstentwickelten Modell. Es gleicht öffentlich zugängliche Daten über Jahr-2000-Budgets und im Laufe der Zeit getätigte Ausgaben mit Informationen von sogenannten Peer Groups aus der Industrie ab. Für Banken und Versicherungen entwarf Weiss Ratings hingegen ein anderes Verfahren: Diesen Industriebereich prüften die Weiss-Mitarbeiter anhand der Antworten zu einem eigenentwickelten Fragebogen ab. Inwieweit Selbstauskünfte aber verläßliche Aussagen über die Jahr-2000-Vorbereitungen einer Firma zulassen, bleibt dahingestellt.

Martin Weiss, Chairman von Weiss Ratings, kommentierte die Ergebnisse ernüchtert. Zwar sei allgemein seit einiger Zeit bekannt, daß kleine und mittelständische Unternehmen Probleme mit dem Millennium-Bug hätten. Aber der schlechte Vorbereitungsstand bei einigen der bedeutendsten US-Firmen sei doch ziemlich schockierend: "Zumindest einige dieser Großunternehmen dürften deshalb möglicherweise ernsthafte Probleme in ihrem Produktionsalltag erleben und damit auch bei ihren Gewinnaussichten."

Die von Weiss Ratings untersuchten 538 nicht aus dem Finanzsektor stammenden Unternehmen planen für die Jahr-2000-Vorbereitungen ein Budget von insgesamt rund 26 Milliarden Dollar. Hiervon haben sie allerdings erst etwas mehr als die Hälfte, nämlich 13,6 Milliarden Dollar, ausgegeben.

Weiss beklagte außerdem die weitverbreitete Unlust der Firmen, Informationen über ihre Jahr-2000-Vorbereitungen zu veröffentlichen. Mehr als 34 Prozent der von Weiss Ratings untersuchten Fortune-1000-Unternehmen hätten keine ausreichenden Daten für eine verläßliche Einschätzung vorgelegt.

Insbesondere wegen der Telekommunikations- sowie der Strom-, Gas- und Wasser-Versorgungsunternehmen der USA macht sich Weiss Ratings Sorgen: "Die sind für unser aller Alltagsleben von besonderer Bedeutung. Und ausgerechnet sie hinken bei den Jahr-2000-Vorbereitungen teilweise erheblich hinterher."

Die Umstellungsfortschritte von 61 geprüften Elektrizitäts- und Gaswerken stufte Weiss Ratings zu 69 Prozent mit "unterdurchschnittlich" oder niedrig", nur zu fünf Prozent hingegen mit "hoch" ein.

Fast identisch fiel das Ergebnis bei Telecom-Unternehmen aus: 13 von 19 untersuchten Firmen rangierten in den beiden schlechtesten Bewertungsstufen, keine einzige Firma durfte sich mit der Bestnote schmücken.