Auch Siemens scheint an "Tron" interessiert:Japan-Chip soll US-Vormacht brechen

19.02.1988

TOKIO (IDG) - Ein neuer potentieller Stein des Anstoßes zwischen Japan und den USA. noch größer als der vielkritisierte Exportüberschuß Japans im Bereich der Halbleiter, kristallisiert sich heraus. Es geht um das "Tron"-Projekt einer universellen maschinenunabhängigen Umgebung für alle Bereiche von Rechneranwendungen.

Tron steht für The Real-Time Operating Nucleus. Entstanden aus einer Initiative des Tokioter Universitätsprofessors Ken Sakamura, sind mittlerweile 95 japanische Computerunternehmen der Tron-Association beigetreten. Mitglieder dieser Vereinigung sind neben der gesamten einheimischen DV-Prominenz auch die jeweiligen Landesgesellschaften von IBM und Unisys. Auch eine Reihe europäischer Firmen, darunter Siemens, Olivetti und Ericsson, planen angeblich gemeinsam mit den Japanern die Gründung einer europäischen Tron-Niederlassung.

Gegenwärtig zielen einem Bericht des IDG News Service zufolge die Bemühungen der Tron-Förderer darauf ab, einen 32-Bit-Mikroprozessor zu kreieren, der die langjährige Marktvorherrschaft von Intel und Motorola beenden soll. Falls dieses Vorhaben gelänge, hieße das, Öl in das Feuer des japanisch-amerikanischen Handelskonflikts zu gießen. Ein solcher Chip befindet sich derzeit in den Labors von Fujitsu, Hitachi und Mitsubishi in Arbeit. Erste Muster davon sollen im Herbst zur Verfügung stehen.

Den Stand der Entwicklung beurteilen die beteiligten Unternehmen in fernöstlicher Bescheidenheit momentan allerdings noch recht zurückhaltend. Nach Mitteilungen von Hitachi wird die Serienfertigung des Prozessors noch mehrere Jahre auf sich warten lassen. Es seien auch nur kleine Marktanteile ins Auge gefaßt.