Auch Netware-Dateien werden ueber den BS2000-Host gesichert Rohde & Schwarz: Heterogene DV mit zentralem Backup im Griff

18.11.1994

Von Karl Trageiser*

Verteilte Organisationsstrukturen und wachsende Netzwerke machen die Verwaltung und Ueberwachung von Systemen immer komplexer. Mit Hilfe eines abteilungsuebergreifenden Konzepts zur unternehmensweiten Datensicherung konnten bei dem Muenchner Elektronikkonzern Rohde & Schwarz die Komplexitaet bewaeltigt und die Kosten reduziert werden.

Eigenverantwortliche Abteilungen nutzten in ihrer abteilungsinternen DV-Umgebung zur Datensicherung selbsterstellte Loesungen oder Standardprodukte. Dadurch entstanden jedoch Inselloesungen mit allen ihren Nachteilen: Jede Abteilung musste den Umgang mit dem System erlernen, immer wieder waren die gleichen Fehler auszumerzen. Jede separate Loesung benoetigte zudem eigene Administratoren. Hinzu kam, dass die Bereiche wegen des geringen Einkaufsvolumens nur vergleichsweise geringe Preisnachlaesse von ihren Lieferanten erhielten. Viel Zeit und Geld floss in die Auswahl der geeigneten Produkte.

Mit einem unternehmensweiten Konzept laesst sich die Datensicherung effizienter durchfuehren. Voraussetzung ist allerdings, dass eine zentrale Stelle die Richtlinien fuer die Auswahl der Systemkomponenten vorgibt, Rahmenvertraege mit den Lieferanten vereinbart sowie Schulung und Implementierung koordiniert. Bedarfsermittlung, Budgetierung und der laufende Betrieb der Systeme bleiben in der Verantwortung der Fachabteilungen. Die zentrale Kontrolle saemtlicher Aktivitaeten aller involvierten Abteilungen laesst sich sicherstellen. Durch die Verwendung einer einzigen Loesung koennen Accounting-Programme schnell und kostenguenstig integriert werden. Die Ausgaben fuer die Datensicherung werden entsprechend umgelegt.

Transparenz und Einheitlichkeit sind dabei die wichtigsten Forderungen. Um sie zu erfuellen, muessen die Werkzeuge unterschiedliche Hardwareplattformen unterstuetzen. Fuer jede typische Rechnerlandschaft - ob DOS-PC-, Novell- oder Unix- Netzwerk, VMS-Cluster, Echtzeitrechner, BS2000- beziehungsweise IBM-Mainframes oder sogenannte Exoten - haben sich bestimmte Produkte am Markt durchgesetzt, darunter "Arcserve", "Legato Networker", "Epoch", "Omniback" und "ADSM". Manche haben ihre Vorteile beim Backup, andere hinsichtlich der Archivierung, wieder andere in bezug auf die Migration. Einige unterstuetzen nur magneto-optische Datentraeger, andere nicht. Kaum ein Tool schafft es jedoch, ein komplettes Netzwerk auf einem Grossrechner zu sichern.

Dieser bietet sich fuer die Datensicherung aber durchaus an. Insbesondere bei Downsizing-Projekten bleiben frei werdende Rechner- und Roboterkapazitaeten ungenutzt. Haeufig werden zusaetzliche Operating-Teams in den Fachabteilungen aufgebaut, obwohl eingespielte Mannschaften in den zentralen Rechenzentren diese Arbeit insbesondere nach dem Downsizing muehelos uebernehmen koennten.

Allen Produkten am Markt fehlen jedoch die Heterogenitaet und die Moeglichkeit zur zentralen Kontrolle. Die Komplexitaet einer unternehmensweiten Datensicherung erfordert ein Produktportfolio, das kein Anbieter allein abdecken kann.

Wie eine optimale Speicherloesung fuer ein ganzes Unternehmen aussehen kann, zeigt das Beispiel der Muenchner Elektronikfirma Rohde & Schwarz.

Die Verantwortlichen erkannten fruehzeitig, dass Fehlinvestitionen durch Inselloesungen fuer die Datensicherung vermieden werden muessen. Rohde & Schwarz entschied sich deshalb fuer ein unternehmensweites Konzept, das zusammen mit der Grau Storage Systems GmbH realisiert wurde, deren Angebotsspektrum saemtliche Aspekte der unternehmensweiten Datensicherung und Archivierung abdeckt.

Die zentrale DV-Umgebung der kommerziellen Bereiche Vertrieb, Einkauf, Personalwesen und Administration wird mit Hilfe einer Siemens-BS2000-Anlage und den dort vorhandenen Werkzeugen zentral gesichert.

Datenkonsistenz durch Sicherung im RZ

"Um die Konsistenz der Daten in der dezentralen DV-Welt der technischen Abteilungen Konstruktion, Entwicklung und Fertigung zu gewaehrleisten, muss die Datensicherung zentral im Rechenzentrum erfolgen - mit dem dazugehoerigen Automatismus", erklaert Reinhard Maier, Leiter des Rechenzentrums. "Die Daten sind ein wichtiger Teil des Unternehmenskapitals."

Mit der Backup-Software "Hypertape" von Multistream werden zirka 400 GB Daten ueber das LAN vorwiegend nachts aus der heterogenen Welt der Fachabteilungen ueber das BS2000-System auf einem Speicherrobotersystem ABBA/1 gesichert. Mit Hypertape ist es moeglich, PC- und Unix-Netze, Echtzeitsysteme, AS/400-Umgebungen, Supercomputer und VMS-Cluster auf Unix-, VMS-, BS2000-, IBM- MVS/VM-Rechner und Supercomputer zu sichern. Die Datensicherung kann zentral erfolgen oder dezentral auf mehrere verschiedene Stellen unter zentraler Kontrolle verteilt werden. Die Daten lassen sich mit den in Grossrechenzentren vorhandenen Migrationswerkzeugen auf Datentraeger auslagern. Die Roboterloesung ABBA/1 arbeitet mit 2400 Kassetten des Typs 3480 und vier Laufwerken. Die Speicherkapazitaet liegt bei 3,2 TB. Ausschlaggebend war fuer Maier vor allem, dass sich das Grau- Robotersystem sowohl in kleinen als auch in grossen Schritten ausbauen laesst. Weitere Entscheidungskriterien waren Langlebigkeit und Robustheit der Industrieroboter.

Der erste Schritt, die Implementierung der gesamten heterogenen Rechnerwelt mit Ausnahme der Novell-Server-Netze, verlief problemlos. In der zweiten Phase wurden dann die Novell-Server integriert. Hier ergaben sich Probleme bei der Sicherung der Dateispezifika des Netz-Betriebssystems Netware. Es dauerte einige Monate, bis auch die Datensicherung dieser Netze stabil lief. Beim dritten und letzten Schritt handelte es sich um Tuning-Massnahmen am Gesamtsystem, die den Durchsatz erhoehten und Speicherkapazitaeten frei machten.

Statt saemtliche Daten direkt zu sichern, wird nur noch die Vollsicherung auf Magnetbandkassette geschrieben. Fuer die taeglichen Incremental-Sicherungen sind auf dem BS2000-System 7,2 GB Plattenplatz reserviert.

Ein Mitarbeiter fuer die Datensicherung

Das vorhandene BS2000-Werkzeug "Archive" migriert diese Daten entsprechend dem HSM-Konzept (Hierachical Storage Management) auf den Roboter. Dadurch wurde die Performance beim Backup (zehn parallele Incrementals) und beim Restore (Incrementals in der Regel auf Platte) erhoeht. Aufgrund der besseren Kassettenauslastung reduzierte sich die fuer einen Generationszyklus benoetigte Kapazitaet von 1000 auf 400 Kassetten.

Die Datensicherung bei Rohde & Schwarz ist heute fast vollstaendig automatisiert und wird von einem einzigen Mitarbeiter betreut, der zusaetzlich andere Administratoraufgaben wahrnimmt.

* Karl Trageiser ist verantwortlich fuer das europaweite Marketing bei der Grau Storage Systems GmbH in Puchheim bei Muenchen.