Entwicklerkonferenz Devcon in Las Vegas

Auch Lotus proklamiert zaghaft Web-Services

06.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Alle reden von Web-Services, Lotus auch. CEO Al Zollar nahm die Entwicklerkonferenz Devcon in Las Vegas zum Anlass, Lotus-Programmierern den Fahrplan in Richtung Web-Dienste zu erläutern. Bahnbrechende Neuigkeiten konnte der Firmenchef nicht verkünden, so mussten kleine Erweiterungen bestehender Produkte als Highlights herhalten.

So lassen sich mit dem "Web Services Enablement Kit" bestehende Domino-Anwendungen mit Web-Service-Funktionen ausstatten. Usern steht das Kit zum Download zur Verfügung. Die Softwaresammlung umfasst darüber hinaus Beispielanwendungen. Im Kern enthält das Paket das "Web Services Toolkit" des Mutterhauses IBM, mit dem einige Lotus-User ohnehin schon arbeiten und das somit kaum der Erwähnung wert gewesen wäre.

Web-Service-fähig soll demnächst auch die Software "Lotus Workflow 3.0" (vormals Domino Workflow) werden. Hierzu will der Hersteller dem Produkt Erweiterungen verpassen, darunter eine Java-API sowie XML- und Soap-Funktionen. Das Programm soll im Herbst auf den Markt kommen und dann auch unter Linux laufen. Mit der Workflow-Software definieren Anwender Geschäftsprozesse. Über die Erweiterungen lassen sich die Prozesse nun auch via Web mit anderen Anwendungen, etwa von Geschäftspartnern, koppeln. Hier kommt, wie könnte es anders sein, IBMs Applikations-Server "Websphere" ins Spiel, denn Big Blue will die Softwareprodukte von Firmentöchtern auf die Websphere-Plattform abstimmen. Auch der System-Management-Umgebung der Tochter Tivoli steht dies noch bevor.

Die Workflow-Software von Lotus arbeitet nun auch mit dem hauseigenen Instant-Messaging-Programm "Sametime" zusammen. Von Letzterem soll es mit "Sametime Everyplace" innerhalb der nächsten Wochen eine Erweiterung geben, die Chats über drahtlose Geräte erlaubt. Sametime wurde für Firmen konzipiert, die Instant-Messaging im Unternehmen nutzen wollen. Was bisher nur von PC zu PC ging, soll künftig auch für Anwender von mobilen Endgeräten möglich sein.

Erwartungsgemäß nutzte der Hersteller seine Konferenz auch, um über die .NET-Strategie des Konkurrenten Microsoft zu lästern. Der Softwarekonzern hat es bisher versäumt, die Rolle des Messaging-Produkts "Exchange" in seiner Web-Services-Initiative darzulegen, so Zollar. Im Gegensatz dazu stehe sein Unternehmen nach wie vor voll hinter Notes und Domino.

Kaum mehr als ein Facelifting erhielt das Produkt "Lotus Enterprise Integrator" (LEI), bisher bekannt unter dem Namen "Notespump". Damit lassen sich Daten zwischen Domino und externen Datenbanksystemen austauschen. Neuerdings klappt dies auch mit Oracle 8 sowie SQL Server und Access 2000, wobei hierzu die Schnittstelle OLE-DB zum Einsatz kommt.

Seiner Entwicklergemeinde präsentierte Lotus zudem zwei neue Software Development Kits (SDKs). Mit dem "K-Station Portlet SDK" können Experten Anwendungen ("Portlets") schreiben, die unter der Knowledge-Management-Software "K-Station Portal" beziehungsweise unter dem Websphere Portal Server laufen. Das "Lotus Discovery Server API Toolkit" erlaubt es ihnen, bestehende Applikationen mit dem Knowledge-Management-Server "Discovery Server" zu verbinden. Letzterer bildet die Basis für K-Station.