Auch Kyocera liefert nun Produkte aus

Auch Kyocera liefert nun Produkte aus Für den Iridium-Dienst gibt es nun auch Endgeräte

02.04.1999
HANNOVER (jha) - Vier Eckwerte beschreiben den Status des Satellitendienstes Iridium: Technik in Ordnung, Produkte verfügbar, Kundenbasis gering und finanzielle Situation katastrophal. Die Betreiber nutzten deshalb die CeBIT, um für ihr Angebot die Werbetrommel zu rühren.

Nach langer Zeit konnte Edward Staiano, CEO und Vice-Chairman von Iridium, wieder gute Nachrichten verkünden. Kyocera, neben Motorola der einzige Produzent von Iridium-Handies, kann endlich Geräte ausliefern. Das auf der Messe gezeigte Portfolio umfaßt drei Produkte, und zwar ein reines Satellitengerät, einen Pager sowie ein GSM-Handy mit Aufsatz für die Satellitenkommunikation. Mit letzterem möchte Kyocera außerdem in die Phalanx europäischer Hersteller von GSM-Handies einbrechen.

Die Handgeräte sind für Reisende gedacht, die häufig entlegene Länder mit fehlender TK-Infrastruktur besuchen. "Unsere Kunden kaufen Geräte in den Industrienationen und nutzen sie in Entwicklungsländern", beschreibt Staiano seine bisher nicht sehr umfangreiche Klientel.

Aktuelle Abonnentenzahlen wollte der Iridium-Chef noch nicht nennen (Ende des Jahres waren es einige tausend). Das gesteckte Ziel, im ersten Quartal 1999 etwa 250000 Nutzer zu haben, wird der Dienst deutlich verfehlen. Optimistisch rechnet Staiano jedoch damit, Ende des Jahres im operativen Bereich schwarze Zahlen zu schreiben.

Etwas länger dürfte es dauern, den Schuldenberg von sechs Milliarden Dollar abzutragen. Diese Summe investierte Iridium bis dato in den Ausbau des Netzes, in das Marketing sowie in den Auf- und Ausbau der Vetriebswege. Dabei scheint es, als ob lediglich das Geld für das Netz sinnvoll ausgegeben worden wäre. 96 Prozent aller Gespräche werden problemlos vermittelt, zwölf Gateways am Boden laufen mit nahezu maximaler Verfügbarkeit von 99,9 Prozent, das Roaming-Protokoll funktioniert in 99,9 Prozent der Fälle störungsfrei. Die Kapazität reicht aus, um drei bis fünf Millionen Kunden zu versorgen. Sie ist lediglich durch das reservierte Frequenzband und die Batteriekapazität der Satelliten begrenzt.

Schwächer fallen die Noten für Marketing aus, das vor allem im letzten Jahr viele Analysten rügten. Versäumnisse beim Vertrieb räumt dagegen Staiano selbst ein. "Es hat länger als geplant gedauert, die Verkaufskanäle aufzubauen", lautete seine Erklärung warum die anvisierte Nutzerzahl verfehlt wurde. "Außerdem haben wir den Schulungsaufwand unterschätzt."

In Deutschland ist das Problem mittlerweile behoben, denn Geräte und Dienste sind etwa über Satelliten-Service-Provider wie DeTeSat, über alle vier hier vertretenen Handy-Netzbetreiber sowie Motorola und Kyocera erhältlich. T-Mobil verkauft die Geräte beispielsweise für knapp 6000 Mark und verlangt pro Gesprächsminute zwischen fünf und 20 Mark.

Bei diesen Preisen ist Iridium nur für professionelle Anwender interessant. Die sucht der Anbieter in fast allen Branchen. Insbesondere für die Schiff- und die Luftfahrt zeigte Iridium auf der CeBIT einige Lösungen. Hier wähnt Staiano sich mit seinem Dienst gegenüber der aufkommenden Konkurrenz von Globalstar im Vorteil, weil Iridium die komplette Erdoberfläche versorgt, während sich Globalstar auf bestimmte Landflächen beschränken wird.