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Auch Internet-Vorstand Klaus Eierhoff muss Bertelsmann verlassen

09.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Keine zwei Wochen nach dem überraschenden Rücktritt von Thomas Middelhoff (Computerwoche online berichtete) gehen die Aufräumarbeiten im Topmanagement von Bertelsmann weiter: Nun verliert auch Klaus Eierhoff, bisher zuständig für die so genannte Direct Group, in der die Buchclub-Geschäfte und der Internet-Handel gebündelt waren, seinen Vorstandsposten. Der 48-jährige Manager gehe aufgrund "unterschiedlicher Auffassung über die strategische Ausrichtung der Endkundengeschäfte", so die offizielle Begründung aus Gütersloh. Auf ihn folgt der bisherige Chief Operating Officer (COO) Ewald Walgenbach, der erst im Februar dieses Jahres in den Vorstand berufen worden war (Computerwoche online berichtete).

Gleichzeitig wird die Position des COO abgeschafft und der Vorstand auf acht Manager verkleinert. Damit kehrt der neue Vorstandsvorsitzende Gunther Thielen wieder zur klassischen Führungsstruktur und zu den für einzelne Sparten zuständigen Vorstandsmitglieder zurück, nachdem Middelhoff mit der in den USA üblichen COO-Position ein Querschnittsressort geschaffen hatte. Der promovierte Betriebswirt Eierhoff stand seit seiner Ernennung zum Multimedia-Vorstand 1997 zusammen mit Middelhoff für das starke Internet-Engagement des Medienkonzerns: Unter seiner Führung startete Bertelsmann mit dem Buchhändler Bol in Europa und mit der Beteiligung an Barnesnobles.com in den USA seine E-Commerce-Aktivitäten. Allerdings soll Eierhoff zuletzt intern kritisiert worden sein, dass das Buchgeschäft langsamer saniert werde als öffentlich erklärt werde. Auch im Online-Handel gebe es etliche Schwierigkeiten: So sei immer noch nicht klar, was Bertelsmann mit der

einstigen Musiktauschbörse Napster vorhabe.

Von dem 43-jährigen Walgenbach erwartet Konzernchef Thielen einen konsequenten Sanierungskurs, zumal der promovierte Naturwissenschaftler als COO der Fernsehtochter RTL diese in den Konzern integrierte und auch später bewies, "dass er Turnaround-Strategien außerordentlich erfolgreich initiieren und umsetzen kann", so Thielen in einer Mitteilung. (am)