Hersteller heißt bald wieder Borland

Auch Inprise will Tools über das Web vermieten

24.11.2000
MÜNCHEN (as) - Inprise, Anbieter von Entwicklungswerkzeugen und Middleware, unternimmt mit dem Kauf der US-Firma Bedouin seine ersten Schritte im Application Service Providing (ASP). Zugleich kündigt der Hersteller an, ab 2001 wieder Borland heißen zu wollen.

Nach ersten Absichtserklärungen im November 1999 macht Inprise nun ernst mit seiner ASP-Strategie. Dieser Tage gründetete der Hersteller den Geschäftsbereich Developer-Service-Provider (DSP), dem künftig die Aufgabe zufällt, sich um den Aufbau von Entwicklerplattformen im Web zu kümmern. Für den Aufbau der benötigten Infrastruktur und Supportmannschaft, ist man allerdings auf zusätzliche Hilfe und Know-how angewiesen. In diesem Zusammenhang wurde jetzt die zwölfköpfige Softwareschmiede Bedouin aus Chikago übernommen, die sich auf die Entwicklung und Implementierung von Projektaufgaben wie Teamkoordinierung, Zeit- und Kunden-Management spezialisiert hat. Der Mietservice, dessen Preismodell noch nicht klar ist, soll im Januar in den USA stehen und nach eigenen Angaben zunächst Inprise-Tools für Java, C++ und Delphi sowie Werkzeuge für die Codeverwaltung umfassen. Hierzulande ist laut Peter Weger, Country Manager Deutschland, Österreich, Schweiz, derzeit noch nichts geplant.

Mit seiner ASP-Strategie betritt das Unternehmen einen Markt, an dem mittlerweile immer mehr Hersteller von Entwicklungswerkzeugen Gefallen finden. So haben beispielsweise Anbieter von Test-Tools wie Mercury Interactive oder Segue sowie Softwareschmieden wie Merant oder Compuware in den letzten Monaten erste eigene Services oder Kooperationen mit Hosting-Firmen angekündigt. Sie alle argumentieren, dass eine derartige Mietplattform verteilte Entwicklerteams davon entlastet, ihre Projekte zentral speichern und den gesamten Entwicklungsprozess verwalten zu müssen.

ASP soll Projekte beschleunigenStatt die Tools einzeln und zeitaufwändig im eigenen Unternehmen integrieren zu müssen, so die Hersteller, könnten die Anwender je nach Bedarf über einen Browser und mit einer ID ausgestattet auf diese zugreifen und erhielten zugleich eine performante und skalierbare Infrastruktur. Projekte ließen sich in wenigen Stunden statt in Wochen und Monaten aufsetzen, wodurch sich die Kosten erheblich reduzierten. Der Lern- und Schulungsaufwand für den Anwender wird dadurch allerdings nicht geringer, insbesondere, wenn es sich um Neukunden handelt. Zudem können die Hersteller voraussichtlich nur einen Teil des gesamten Softwareentwicklungszyklus oder nur bestimmte Anwendungsbereiche mit eigenen Produkten abdecken, weshalb Kooperationen oder selektive Dienste, die auf dem eigenen Portfolio basieren, wohl die Regel sein werden.

Anders als die ASP-Ankündigung hat eine weitere Meldung des Herstellers vor allem Symbolcharakter: Vor gut zweieinhalb Jahren benannte sich das damalige Borland in Inprise um. Dies war Teil der Strategie, sich auch als Dienstleister und Anbieter von E-Commerce-Software zu etablieren. Doch offenbar wurde der neue Name von vielen Kunden nie wirklich angenommen, die das Unternehmen immer noch in erster Linie mit seinen traditionellen Entwicklungswerkzeugen der Marke Borland verbinden. Deshalb begann der Hersteller schon vor einigen Monaten, sich Inprise-Borland zu nennen, und will nun zum nächsten Quartal wieder unter Borland firmieren.