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Auch im Smartphone-Markt gilt: Nichts ist beständiger als der Wandel

01.10.2014
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Auch im Jahr sieben nach dem iPhone gibt es im nach wie vor wachsenden Smartphone-Markt keinen alleinigen Marktführer. Zwar ist Android die dominierende Betriebssystem-Plattform, doch die Rangordnung unter den Herstellern ist alles andere als ausgemacht.
Trotz des Hypes um neue iPhones & Co.: Die Faszination Smartphone lässt vor allem in Industrieländern nach.
Trotz des Hypes um neue iPhones & Co.: Die Faszination Smartphone lässt vor allem in Industrieländern nach.
Foto: Syda Productions, Fotolia.de

Man muss kein Branchenanalyst sein, um festzustellen, dass der Goldrausch langsam zu Ende geht. Zwar sind Smartphones aus dem Alltag der Nutzer nicht mehr wegzudenken, doch die Devices sind allmählich technisch ausgereizt. Die Features neu vorgestellter Geräte zeigen, dass die Entwicklung jetzt mit kleineren Schritten vorangeht. Ein paar mehr Megapixel bei der Kamera oder eine etwas höhere Taktung des Prozessors sind es nicht wert, sich alle sechs Monate das aktuelle Topmodell zu kaufen.

Während in den Industrieländern der Hype allmählich nachlässt und erste Sättigungstendenzen sichtbar werden, ist in den Schwellenländern die Welt für die Hersteller noch in Ordnung. Der Wechsel von einfachen Handys zu günstigen Smartphones, mit denen sich Internet-Dienste wie Facebook oder WhatsApp nutzen lassen, ist dort noch im vollen Gange. Für dieses Jahr schätzen die Marktbeobachter von Gartner, dass Smartphones bereits 66 Prozent des gesamten Mobiltelefon-Absatzes ausmachen. Für 2018 wird ein Anteil von 88 Prozent prognostiziert.

Bis zum Ende der Dekade werden wohl die sogenannten Dumb- und Feature-Phones mit ihrer eingeschränkten Internet-Tauglichkeit nahezu vom Markt verschwunden sein. Motorola und Sony haben sich bereits aus diesem Markt zurückgezogen und setzen nur noch auf Smartphones. Samsung plant Ähnliches, und auch Microsoft hat im Zuge der Massenentlassungen bei Nokia angekündigt, alle Baureihen unterhalb der Lumia-Edition einzustellen. Die Plattformen Asha und S40 werden mehr oder weniger sofort eingestellt und bekommen keine neuen Funktionen mehr. Die Geräte der Android-basierenden Nokia-X-Reihe sollen auf Windows Phone umgestellt werden und einen günstigen Einstieg in die Lumia-Welt ermöglichen.

Ob diese Maßnahme hilft, Windows Phone den Weg zu ebnen, bleibt abzuwarten. Immerhin hatte Nokia Ende 2013 noch rund 14 Prozent Anteil am Gesamtmarkt für Mobiltelefone. Mit der Übernahme durch Microsoft liegt der Fokus auf Windows Phone, was die Situation nicht verbessern dürfte. Das von Google kostenlos bereitgestellte Android-Betriebssystem hat es im Smartphone-Segment mittlerweile auf einen Marktanteil von über 80 Prozent gebracht, Tendenz weiter steigend. Das liegt nicht zuletzt daran, dass zahlreiche Anbieter hier günstige Einsteigergeräte anbieten, was Android vor allem in Schwellenländern voranbringt. Berücksichtigt man, dass das zweiterfolgreichste iOS im weltweiten Schnitt für zehn bis 15 Prozent Marktanteil gut ist, bleiben unterm Strich nur noch wenige Prozent übrig, die auf die übrigen Betriebssysteme Windows Phone, Blackberry, Firefox OS, Sailfish, Tizen etc. entfallen.

Entscheidender als die Marktentwicklung dürfte für den Fortbestand von Windows Phone allerdings die neue Strategie Microsofts im Mobility-Bereich sein. Nicht erst seit den Massenentlassungen in der Handy-Sparte kommt der Verdacht auf, der neue Microsoft-Boss Satya Nadella sei mit der Entscheidung seines Vorgängers Steve Ballmer, sich Nokia komplett einzuverleiben, nicht ganz glücklich. Sein Mantra lautet: „Mobile first, Cloud first“, was bedeutet, dass die Nutzer von jedem Gerät aus und von überall auf ihre Daten zugreifen können sollen. Produkte wie die Office-Suite für das iPad zeigen, dass es Microsoft hier nicht darauf ankommt, wer das Gerät hergestellt hat und welches Betriebssystem darauf läuft.

Interessant ist vor diesem Hintergrund auch, dass im Smartphone-Markt derzeit nur Apple und Samsung Geld verdienen. Die kanadische Investment-Firma Canaccord Genuity hat für das zweite Quartal 2014 berechnet, dass nur diese beiden Anbieter profitabel wirtschaften. Motorola, Blackberry und HTC schafften immerhin noch den Breakeven, während Nokia tiefer in die Verlustzone geschlittert sei. Apple vereint 70 Prozent der Erträge auf sich, Samsung knapp 40 Prozent. Dass sich in der Addition ein Betrag oberhalb der 100-Prozent-Marke ergibt, erklärt sich den Marktforschern zufolge daraus, dass die anderen Anbieter entsprechende Verluste schreiben.