Preiskämpfe und Herstellersterben vorhergesagt

Auch im Markt für tragbare PCs wird es für Anbieter ungemütlich

11.12.1992

MÜNCHEN (CW) - Den Anbietern für tragbare Computer drohen ungemütliche Zeiten: Die diesjährige Herbst-Comdex zeigte, daß sich eine unübersehbare Fülle von Laptop- und Notebook-Herstellern um Käufer bemüht. Das Wettbewerberfeld ist so groß, daß auch gewichtige Anbieter wie Toshiba davon ausgehen, daß es am Markt zu einem heftigen Ausleseprozeß kommen wird.

Schon jetzt gehen Brancheninsider davon aus, daß im Segment der Farblaptops mit 486-Prozessor im kommenden Jahr ein harter Preiskampf ansteht. Abgesehen von Sharp, AST Research und Toshiba, die schon vor der Comdex mit solchen Produkten antraten, führen seit der Las-Vegas-Show auch Twinhead, Newtech Korea und Vortex Computer diesen Laptoptyp im Angebot.

Sie alle bieten tragbare Systeme, die den momentanen Stand der Forschung widerspiegeln. Hierzu gehören etwa ein Display in Aktiv-Matrix-Technologie, ein Fax-Modem, PCMCIA-Steckplatz, Erweiterungseinheit etc. Twinhead behauptet darüber hinaus, mit einem Preis von rund 3000 Dollar auch der Preis-Leistungs-Führer zu sein.

Allerdings wurden in der scheinbaren Mobilitätseuphorie auch kritische Stimmen laut: So warnte ein Fachmann davor, ohne vorherige Prüfung der tatsächlichen Bedürfnisse Laptops mit farbigen Aktiv-Matrix-Displays zu verwenden. Diese seien nicht zuverlässig genug.

Keine ungeteilte Begeisterung finden auch die PCMCIA-Scheckkarten-Erweiterungen. Denn PCMCIA sei nicht gleich PCMCIA, wie ein Fachmann meinte. So könne es trotz Standardisierung durchaus vorkommen, daß ein Sharp-Rechner nicht immer die PCMCIA-Karten etwa von Hewlett-Packard einlesen könne.

In der harten Konkurrenz der Hersteller tragbarer Rechner müssen auch die Großen Federn lassen: So mußte Toshiba eingestehen, daß der eigene Marktanteil für tragbare Rechner in der Bundesrepublik von 40 Prozent mittlerweile auf die Hälfte geschrumpft ist.

Allerdings glauben sich die Japaner vor allem auch deshalb gerüstet für den Wettbewerb, weil sie als einer der wenigen Hersteller sämtliche Komponenten eines Rechners im eigenen Hause produzieren. Besonders in Sachen Display-Technologie wissen sich die Toshiba-Entwickler autark, bauen sie doch gemeinsam mit der IBM in dem Joint-venture-Unternehmen Display Technologies Inc. in Japan Aktiv-Matrix-Displays, während die meisten anderen Hersteller portabler Rechner wie etwa Compaq diesbezüglich auf einen aus der Handvoll von LCD-Produzenten wie Sharp zurückgreifen müssen.