Neue Mainframes, AT-Kompatibler mit Multitasking-Betriebssystem:

Auch ICL verschreibt sich der Integration

17.07.1987

NÜRNBERG (CW) - Eine Reihe neuer Hard- und Softwareprodukte stellte die ICL Deutschland auf ihrer Jahrespressekonferenz in Nürnberg vor. So runden vier neue Rechner der Serie 39 die Mainframe- Produktpalette ab. Ein AT-Kompatibler mit erweiterter Funktionalität und Multitasking-Betriebssystem sowie die Vermarktung von Kommunikationssoftware für das SNA-Einsatzfeld unterstreichen die Telekommunikations-Orientierung des Unternehmens.

Den "Level 15" bietet ICL als Einstieg in die Mainframe-Serie des Unternehmens an. Die beiden mittleren Modelle 25 und 35 stellen laut ICL eine Verbesserung von 40 Prozent hinsichtlich des Preis/Leistungs-Verhältnisses gegenüber den bisherigen Modellen 20 und 40 dar. Die Leistung des Modells 35 wird in der Doppelprozessorversion 35D noch einmal nahezu verzweifacht. Damit überdecke die Rechnerfamilie ein Leistungsspektrum, das sich etwa von der 9370 bis in den Sierra-Bereich (bei den dyadischen Maschinen) erstrecke, erklärte ein Firmensprecher. Die Leistungssteigerungen führt der Hersteller auf die Einführung neuer Gate Arrays in CMOS-Technik zurück, die ICL bei Fujitsu fertigen läßt. Alle neuen Maschinen sind mit einem Datensuchprozessor (CAFS) und Glasfaserkabeln ausgestattet, die im Datenaustausch mit schneller Peripherie und Massenspeichern eine Übertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde erreichen. Die Hauptspeicher-Grundausstattung beträgt bei allen Modellen 8 Megabyte; lediglich der Typ 35D kommt mit 16 MB. In Inkrementen von 4 MB lassen sich Maximalkonfigurationen von 16 MB (35D: 64 MB) erreichen.

Auch bei der Software stellt ICL einige Neuheiten vor: Einen menügesteuerten Zugriff auf ausgewählte Funktionen des Betriebssystems VME erlaubt der Systems Administrator Menu Prompter (SAMP). Obwohl die Menüsteuerung nur für eine Auswahl der Funktionen aktiv ist, schränkt sie nach Angaben von ICL die Funktion des Betriebssystems nicht ein. Für die Erstellung von Programmen der 4. Generation stellen die Briten die Einstiegsversion "/S" des Entwicklungstools Quickbild zur Verfügung.

Die neuen Mainframes sind ab sofort käuflich zu erwerben. Ihr Preis rangiert zwischen 320000 Mark für eine Level 15 mit 8 MB Arbeitsspeicher, Magnetbandstation und Zeilendrucker und 627000 Mark für eine Level 35 einschließlich 16 MB Arbeits- und 8 mal 300 MB Massenspeicher sowie Tape Drive und Zeilendrucker.

Für die untere DV-Ebene hat ICL den AT-kompatiblen Rechner "DRS PWS" entwickelt, der über ein erweitertes Funktionsspektrum verfügt. So kommt er im Grundausbau bereits mit 1 MB Hauptspeicher und unterstützt mittels Extended Memory Management bis zu 4 MB. Der Hauptspeicher ist übrigens nicht an den Systembus angeschlossen, sondern verkehrt über einen eigenen Bus über eine MMU (Memory Management Unit) mit der Zentraleinheit. Den Rechner gibt es in drei Ausbaustufen hinsichtlich der Massenspeicherausstattung: mit 1,2-MB-Floppy sowie mit 20- oder 45-MB-Festplatten.

Der DRS PWS verfügt über Multimode-Grafikfähigkeiten und wird serienmäßig mit MS-Windows und dem Betriebssystem MS-DOS 4. 0 ausgeliefert. Bei letzterem handelt es sich um eine frühe Seitenlinie der MS-DOS-Familie, die in gewissem Umfang Multitasking ermöglicht, etwa Textverarbeitung im Vordergrund und eine Telekommunikationsanwendung im Hintergrund. Außerdem unterstützt das Gerät ICLs hauseigenes LAN Microlan. Eine solche Maschine mit 20-MB-Platte soll etwa 8500 Mark kosten.

Neben diesen hardwareorientierten Neuerungen gab ICL bekannt, künftig in Zusammenarbeit mit der Communications Solutions Inc. (CSI) zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten im SNA-Einsatzfeld anzubieten. Die CSI-Netzwerk-Software unterstützt SNA 3270, SNA 3770, Advanced Program to Program Communications (APPC) mit LU6.2 und PU2. 1, DIA und SNADS. Mit diesem Angebot möchte das Unternehmen solche Anwender ansprechen, die bereits SNA -Produkte einsetzen, aber nach leistungsgesteigerten Alternativen Ausschau halten.