CIO trifft CEO

"Auch für Dienstleister gelten die Menschenrechte"

08.04.2010
Von  und
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Was können Amazon, Google & Co.?

CW: Es ist schon erstaunlich, wie weit Amazon und Google in Ausschreibungen kommen, wenn es beispielsweise um die Versorgung von ein paar Tausend Mitarbeitern mit E-Mails geht. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass einige CIOs ihre bisherigen Dienstleister preislich unter Druck setzen wollen.

CLEMENS: Wir könnten die gleiche Mailbox wie Google anbieten, sogar noch günstiger, müssten dann aber auch auf weitere Services verzichten. Das Google-Angebot basiert auf virtualisierter Intel-Hardware mit einer kleinen standardisierten Mailbox. Das kann jeder nachbauen, das ist nichts Besonderes. Aber am Ende des Tages zahlt der Kunde für Services und nicht für die Mailbox.

Hans-Joachim Popp, CIO des DLR
Hans-Joachim Popp, CIO des DLR

POPP: Wir wollen von Google oder Amazon beispielsweise wissen, wie lange es pro Terabyte dauert, die Daten im Fall der Geschäftsaufgabe an uns zurückzutransferieren und welche Garantien es für eine Löschung gibt. Ein Schulterzucken oder die Antwort, das könne nie passieren, befriedigen uns da nicht wirklich. Wenn diese Provider aber ganz klare SLAs anbieten und unsere Fragen ausreichend beantworten, zählen sie für uns selbstverständlich zu den ernst zu nehmenden Anbietern. Zumindest, wenn sie über einen längeren Zeitraum bewiesen haben, dass Sie die Verträge wirklich einhalten.

CLEMENS: Das kann aber kein Anbieter von Cloud-Standard-Applikationen umsetzen. In der Cloud lassen sich hoch standardisierte, skalierbare Services anbieten. Um sie gut zu betreuen, kauft man spezialisierte und preiswerte Hardware. Diese Landschaften werden nur für diesen einen Zweck gebaut, man kann sie für nichts anderes verwenden. Sie sind hervorragend skalierbar, aber nicht flexibel. Wir hingegen müssen als Dienstleister immer wieder einen Spagat machen: auf der einen Seite hochperformante, standardisierte Services bauen und auf der anderen Seite flexibel auf spezielle Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden reagieren.

POPP: Wir zum Beispiel benötigen für bestimmte Aufgaben ein paralleles File-System, das einen Durchsatz von ein paar Gigabyte pro Sekunde haben muss …

CLEMENS: … was das bei einem Cloud-Provider etwas schwierig sein dürfte. Deshalb werden beide Modelle nebeneinander existieren.

CW: So wie Sie das beschreiben, wäre es für eine T-Systems nicht schwierig, Cloud-Services anzubieten, wenn Sie das wollte.

CLEMENS: Ja, wo wir das wollen. Wir werden auch ähnliche Services anbieten. Beispielsweise bauen wir gerade an einem Deutschland-LAN für kleinere und mittlere Unternehmen. So können wir diese Kunden mit einem Business-DSL-Anschluss versorgen, der verschiedene hoch standardisierte Services integriert. Das geht schon in Richtung Public Cloud, hat aber einen anderen Rahmen. Die Kunden wissen, wo ihre Daten sind, wir garantieren SLAs, und es gibt Support-Mitarbeiter, die jederzeit telefonisch erreicht werden können.