Auch fuer das Redesign vorhandener Applikationen IBM stellt objektorientierte Client-Server-Tools in Aussicht

05.11.1993

MUENCHEN (qua) - Client-Server-Tools von IBM? - Jawohl, die wird es demnaechst geben. In den USA hat Big Blue unter der Bezeichnung "Visualage" beziehungsweise "Rediscovery" zwei grafische Entwicklungswerkzeuge fuer verteilte Umgebungen vorgestellt.

Beide Produkte sind dafuer konzipiert, existierende oder neu zu erstellende Anwendungen so zu gestalten, dass sie der Forderung nach wiederverwendbaren Objekten genuegen. So bietet Visualage nicht nur eine Smalltalk-Umgebung, sondern - zumindest in der mit Funktionen fuer Versionskontrolle und Konfigurations-Management ausgestatteten Teamausfuehrung - auch den Zugriff auf eine Bibliothek, in der sich fertige Anwendungsteile ablegen lassen.

Mit visuellen Hilfsmitteln werden die "Parts" beziehungsweise die daraus zusammengesetzten "Frameworks" am Bildschirm zusammengefuegt. Diese Codestuecke sind zum Teil bereits im Lieferumfang enthalten. "Zwei Haende voll", so die Formulierung eines IBM-Entwicklers, existieren denn auch schon - darunter eine Funktion fuer Datenbankzugriffe, die nicht auf die DBMS-Produkte der IBM, sondern auch auf "Oracle" und den "Sybase SQL Server" passt. Zudem kann der Entwickler die Bibliothek durch selbsterstellte Anwendungsteile ergaenzen.

Nach Angaben der IBM lassen sich auch Cobol- und C-Applikationen in die Visualage-Bibliothek einbinden. Dabei wird die Anwendung mit Hilfe eines "Code Wrappers" in einen Smalltalk-Mantel eingekleidet, so dass sie sich wie ein Objekt handhaben laesst.

Neben dem Teampaket wird Visualage auch in einer Ausfuehrung fuer Einzelentwickler zur Verfuegung stehen, die lediglich rudimentaere Bibliotheksfunktionen bietet. Beide Varianten laufen zunaechst nur unter OS/2; Versionen fuer Windows und AIX sollen Mitte des kommenden Jahres folgen.

OS/2 und MVS sind die Hardwareplattformen, auf denen das zweite neue IBM-Tool lauffaehig ist: Mit Rediscovery laesst sich, so der Anbieter, wiederverwendbarer MVS- oder OS/2-Code ausfindig machen und so beschreiben, dass er im Bedarfsfall schnell zur Verfuegung steht. Um diese Funktionalitaet nutzen zu koennen, muss der Entwickler die fraglichen Anwendungen allerdings zunaechst in Module zerlegen - beispielsweise mit dem von Viasoft entwickelten Werkzeug "Renaissance", das ebenfalls von der IBM vermarktet wird.

Rediscovery vermag die in Frage kommenden Code-Teile sowohl nach technischen als auch nach inhaltlichen Kriterien zu beschreiben. Die Beschreibungen werden dann unter OS/2 katalogisiert und mit Pointern versehen. Voraussetzung fuer den erfolgreichen Einsatz eines solchen Werkzeugs ist selbstverstaendlich, dass das Anwenderunternehmen bereits ueber ein Konzept fuer den Umgang mit wiederverwendbarem Code verfuegt.

Wie die IBM Deutschland GmbH, Stuttgart, mitteilt, werden die beiden Entwicklungswerkzeuge in Kuerze auch hierzulande vorgestellt. Bislang seien sie lediglich bei ausgewaehlten Pilotanwendern in den USA installiert. Ein konkreter Ausliefe- rungstermin stehe demzufolge noch nicht fest.