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Auch Ericsson enttäuscht

22.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der düsteren Prognose des finnischen Konkurrenten Nokia (Computerwoche online berichtete) hat heute auch der schwedische Mobilfunkkonzern Ericsson eine enttäuschende Quartalsbilanz und einen wenig erfreulichen Ausblick veröffentlicht. Ein Umsatzrückgang um 26 Prozent auf 37 Milliarden Schwedische Kronen (umgerechnet 4,03 Milliarden Euro) bescherte den Schweden einen Nettoverlust von 3,7 Milliarden Euro (entspricht 402 Millionen Euro) oder minus 0,38 Kronen pro Aktie (nach US-GAAP minus 0,36 Kronen oder vier Euro-Cent je Anteilschein).

Der Umsatz im Infrastrukturbereich ging dabei von 44,4 Milliarden Kronen um 25 Prozent auf 33,3 Milliarden Kronen zurück, im restlichen Geschäft sanken die Einnahmen um 29 Prozent. Noch bedenklicher stimmt der Auftragsrückgang um 40 Prozent von 69,3 Milliarden Kronen im Vorjahresquartal auf aktuell 41,9 Milliarden Kronen. "Das vergangene Quartal war wie erwartet sehr schwierig. Viele Netzbetreiber haben ihre Investitionen weiter gesenkt. Aufgrund der geringeren Einnahmen wollen wir mit weiterhin aggressiv die Kosten senken und irgendwann 2003 wieder schwarze Zahlen schreiben", erklärte President und CEO Kurt Hellström. Die Zahl der Mitarbeiter hatte Ericsson bereits von knapp 95.000 im ersten Quartal 2001 zu Ende des abgeschlossenen Vierteljahrs auf rund 82.000 reduziert. Bis Ende 2003 sollen weitere rund 20.000 Stellen wegfallen.

Das in das Joint Venture Sony Ericcson ausgelagerte Endgerätegeschäft erreichte nach Angaben des Konzerns ein Breakeven-Ergebnis. Im abgeschlossenen Dreimonatszeitraum seien 5,8 Millionen Handys verkauft worden. Aufgrund höher als erwarteter Endgerätepreise - unter anderem dank der Farbdisplay-Geräte "T68" und "C1002S" - habe man hier umgerechnet 1,12 Milliarden Euro Umsatz erzielt und schneller als erwartet die Gewinnzone erreicht.

Ericsson glaubt weiterhin daran, dass der globale TK-Ausrüstermarkt und insbesondere das Mobilfunksegment langfristig Wachstum verspricht. Mittelfristig sieht die Lage aber düster aus: Die Marktbedingungen dürften noch bis weit ins kommende Jahr hinein bescheiden bleiben. Der Infrastrukturbereich wird nach Einschätzung der Schweden nun um mehr als zehn Prozent einbrechen (vorige Prognose: Stagnation bis maximal minus zehn Prozent). Auch der Festnetzmarkt soll weiter schrumpfen (traditionelles Circuit-Switching minus 40 Prozent), speziell in Westeuropa und Lateinamerika.

Die Zahl der weltweiten Mobilfunkkunden beziffert Ericsson zu Ende 2001 mit 935 Millionen. In diesem Jahr sollen nach Einschätzung der Schweden zwischen 175 und 215 Millionen dazu kommen. Dies entspräche einem Wachstum von 18 bis 23 Prozent, zuvor erwartete man 20 bis 25 Prozent. Im ersten Quartal seien 85 Millionen Endgeräte verkauft worden. Für das ganze Jahr hofft das Unternehmen optimistisch auf 400 bis 420 Millionen verkaufte Handys. Austauschkäufe gegen Geräte mit Farbdisplay und Multimedia-Fähigkeiten sollen dafür sorgen.

Der Ericsson-Aktie steht heute vermutlich eine erhebliche Talfahrt bevor. Im außerbörslichen elektronischen Instinet-Handel gab der Kurs bereits um rund 15 Prozent nach. (tc)