CW-Kolumne

Auch eine Art Realität

08.12.2012
Ich will das HP-Drama aus den Schlagzeilen kriegen.“ Wie recht Meg Whitman, CEO von Hewlett-Packard, hatte. Unruhe allerorten herrschte über die Zukunft des Unternehmens.
Jan-Bernd Meyer Leitender Redakteur CW
Jan-Bernd Meyer Leitender Redakteur CW
Foto: Joachim Wendler

Der Webfehler ihrer klaren Ansage war allerdings: Sie stammt aus dem Jahr 2011, genau genommen von der damaligen Kundenveranstaltung HP Discover. Whitman war gerade erst als Nachfolgerin des erratisch agierenden Léo Apotheker angetreten.

Vor einem Jahr waren diese Worte Balsam auf die Seelen von Mitarbeitern und Kunden. Ein Jahr später nun steht Whitman wieder auf der Bühne der HP Discover in Frankfurt am Main. Mit einem Lächeln tritt sie vor 9500 Menschen, die wissen wollen, wie es mit HP weitergeht. Ihre Einführung ist launig: "Ich bin jetzt seit gut einem Jahr bei HP. Das war ein ruhiges Jahr, in dem eigentlich nicht wirklich was los war." Schmunzeln im Publikum. "Heiliger Bimbam!", schiebt sie nach und muss selbst lachen.

9500 Anwesende lachen mit, weil jeder die Fakten parat hat. Der Nettoumsatz ist im Geschäftsjahr 2012 um rund 5,5 Prozent auf knapp 120,4 Milliarden Dollar zurückgegangen. Der Nettoprofit aus dem Vorjahr von rund 7,1 Milliarden Dollar wurde pulverisiert und wandelte sich in einen Verlust von 12,7 Milliarden Dollar. Hierin waren die Abschreibungen der Autonomy-Akquisition von 8,8 Milliarden Dollar enthalten. Alle Produktsegmente weisen im Vergleich zum Vorjahr beim Umsatz und Profit einen negativen Trend aus. Ausnahme: Software.

Und was sagt Whitman in Frankfurt? Für HP sei es ein "unglaubliches Jahr mit vielen Herausforderungen, aber auch vielen Siegen gewesen". Sie habe gelernt, das Unternehmen zu lieben. Sie spricht von tollen Kunden, tollen Mitarbeitern. Kein Wort zu den miesen Zahlen des Geschäftsjahrs 2012. Stattdessen der Hinweis auf den 2012 generierten Cashflow von 10,6 Milliarden Dollar für das gesamte Jahr. HP sei "quite profitable". Dass der Cash flow 2011 aber 12,6 Milliarden Dollar betrug, also um fast 16 Prozent zurückging, sagt sie nicht. Auch so kann man Realität sehen.