Erfahrungen mit dem Windows Smart Display

Auch ein Monitor kann abstürzen

30.05.2003
MÜNCHEN (hi) - Mobilität ist Trumpf. Nach dem Siegeszug der Wireless LANs sollen nun auch die PC-Monitore als "Windows Smart Displays" per Funk an den Rechner angebunden werden. Die COMPUTERWOCHE konnte das Konzept mit einem Smart Display von Viewsonic auf Herz und Nieren prüfen.

Die Idee ist verführerisch: im Garten E-Mails lesen, auf der Couch bequem im Internet surfen oder in einer Besprechung jederzeit Kollegen die aktuellen Daten vom eigenen PC auf einem schnurlosen Monitor vorführen. Wünsche, die sich mit dem Windows Smart Display realisieren lassen, das drahtlos per WLAN mit dem PC verbunden wird.

Bevor der Anwender die schnurlose Freiheit genießen kann, ist einige Installationsarbeit erforderlich. Besitzer von Rechnern, auf denen ältere Windows-Varianten oder Windows XP Home laufen, müssen ihr System auf Windows XP Professional upgraden, das den Smart Panels beiliegt. Das ist deshalb erforderlich, weil der Zugriff vom intelligenten Display auf den Rechner über das Remote Desktop Protocol (RDP) erfolgt, das nur bei Windows XP Professional zum Lieferumfang gehört.

Anschließend waren beim getesteten Viewsonic "Airpanel 150" noch die Treiber für den WLAN-Sender mit USB-Anschluss zu installieren sowie das Betriebssystem Windows CE auf den Monitor zu überspielen. Soll der intelligente Monitor am PC wie ein herkömmliches Display genutzt werden, ist zudem noch der Anschluss des optional erhältlichen Viewsonic "Airpanel Dock", einer Art Dockingstation, per VGA-Kabel erforderlich.

Danach steht dem schnurlosen Arbeiten mit dem mobilen Monitor nichts mehr im Wege - vorausgesetzt, der Benutzer verfügt über kräftige Arme: Das 15 Zoll große Display wiegt nämlich stolze 2,7 Kilogramm. Die Bedienung des Bildschirms bereitet nach einer kurzen Eingewöhnungszeit keine Probleme, denn sie ähnelt der eines Pocket-PCs. Ein Stift, mit dem auf dem berühungssensitiven Bildschirm die Icons angetippt werden, ersetzt dabei die Maus. Tastatureingaben, etwa für eine Internet-Adresse, erfolgen ebenfalls auf dem Bildschirm. Hierzu lässt sich per Knopfdruck eine Tastatur einblenden. Theoretisch ist auch eine handschriftliche Eingabe möglich, doch die Qualität der Schrifterkennung überzeugt nicht. Darüber hinaus stören im Alltag mehrere Kinderkrankheiten beim mobilen Arbeiten: etwa die neue Erfahrung, dass auch ein Monitor abstürzen kann und neu hochgefahren werden muss.

Ein weiteres Manko, das die mobile Freude trübt, ist die Bildschirmdarstellung: Ein kontrastreiches Bild ergibt sich nur, wenn der Benutzter frontal auf das Terminal blickt. Das stört besonders, wenn das Display in der Dockingstation steht. Sie bietet nämlich keinerlei Einstellmöglichkeiten, um einen optimalen Blickwinkel zu erreichen.

Letztlich ist die Idee eines portablen Monitors zwar faszinierend, doch die Hersteller sollten bis zum Weihnachtsgeschäft die Kinderkrankheiten beseitigen. Für das, was derzeit zu haben ist, ist der Preis von über 1800 Euro für die Kombination aus Airpanel 150 und Airpanel Dock zu hoch. Das gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass es für diesen Betrag bei Sonderangeboten ein Notebook plus separates 15-Zoll-TFT-Display gibt oder der billigste Tablet PC nur 200 Euro mehr kostet.