Unstimmigkeiten in der Geschäftspolitik:

Auch Dölling verläßt jetzt Tewidata

16.11.1984

MÜNCHEN(ru) - Die Münchner Tewidata, Aktien-Gesellschaft für technisch-wissenschaftliche Datenverarbeitung, sorgt weiter für Schlagzeilen: Aus dem Vorstand schied jetzt deren Gründer, Peter Dölling, aus. Nachfolger wird Manfred Schmitz, Marketingdirektor für Europa bei Perkin Elmer.

Für den Abgang ihres einstigen Vorstandssprechers Dölling fand Tewidata die in diesen Fällen übliche lapidare Formulierung: Auf eigenen Wunsch, im gegenseitigem Einvernehmen." Das Ausscheiden des als Leitfigur und Motor für das Systemhaus bekannten Managers ist das augenblicklich letzte Glied einer Kette von Negativmeldungen.

Im Mai dieses Jahres erst mußte der -Finanzvorstand Günter Hesse nach einem Eklat seinen Hut nehmen. Ihm wurde vorgeworfen, für den Verlust von etwa 3,5 Millionen Mark in 1983 verantwortlich zu zeichnen. Die eigentliche Brisanz gab dieser Veröffentlichung, daß der OEM-Kunde von Digital Equipment (DEC) seinen Aktionären im ersten Quartalsbrief dieses Jahres noch einen Gewinn avisiert hatte. Tewidata sah sich außerstande, die vom Emissionshaus Portfolio Management (PM) garantierte Dividende zu zahlen.

Den für 1984 angestrebten Ergebnisausgleich konnte die junge AG, wie sie jetzt einräumte, nicht erreichen, Schließlich gerieten vor kurzem noch die Tewidata-Aktien unter Druck. Offensichtlich waren sie in den Abwärtssog anderer PM-Emissionen gekommen.

Insider sehen in dem Abschied Döllings Unstimmigkeiten im Management. So soll es zwischen ihm und dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Mehrheitsaktionär Walter Schürmann unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Geschäftspolitik gegeben haben. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse habe Dölling sich einfach nicht mehr durchsetzen können. Immerhin besitzt Schürmann 64 Prozent der stimmberechtigten Vorzugsaktien, sein jetzt von der Bühne abgetretenes Vorstandsmitglied hingegen nur 36 Prozent. Dies wiegt umso schwerer, da Dölling seine Tewidata-Beteiligung erst 1988 verkaufen kann. Bis dahin wird er wohl oder übel Teilhaber mit amputiertem Einfluß auf die Geschäftsführung bleiben müssen.