US-Konjunkturflaute zwingt Microsoft und Sun zum Sparen

Auch die Marktführer schnallen den Gürtel enger

05.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Besonders froh dürften die Neujahrswünsche ihrer Chefs die Mitarbeiter von Sun und Microsoft nicht gestimmt haben. In beiden Unternehmen machten Briefe die Runde, in denen ein Ziel ganz oben auf der Liste stand: Sparsamkeit in sämtlichen Bereichen.

Der Tenor war derselbe: Aufgrund des nachlassenden Wirtschaftswachstums nicht nur in den Vereinigten Staaten sind die Unternehmen gezwungen, zu reagieren. Sowohl Sun-Chef Scott McNealy als auch sein Microsoft-Kollege Steve Ballmer spornten ihre Beschäftigten zu mehr "Kostenbewusstsein" an.

McNealy berief sich dabei weniger auf konkrete Probleme in seinem Unternehmen als auf ein insgesamt rauer werdendes wirtschaftliches Klima, gestiegene Energiepreise sowie hohe Zinsen. Er betonte mehrmals, dass sich Sun wie bereits in den vergangenen vier Quartalen weiterhin auf Wachstumskurs befinde. Dennoch komme auch seine Company nicht umhin, künftig weniger auszugeben sowie bei Neueinstellungen umsichtiger vorzugehen.

Der CEO reagierte in seinem Rundschreiben auch auf den Einbruch des Aktienkurses von Sun, der in der letzten Woche vor Weihnachten sein Jahrestief erreicht hatte. Er begründete den Kursverfall und die pessimistischen Prognosen einiger Analysten mit einer temporären Schwäche der gesamten IT-Branche.

Sun will weitere Marktanteile gewinnenIn einem Ausblick auf das Jahr 2001 wehrte sich McNealy gegen Gerüchte, wonach der Server-Spezialist sich mit der Auslieferung seines neuesten Ultrasparc-III-Chips verspäte. Er versprach die rechtzeitige Auslieferung "neuer und viel versprechender Produkte" im laufenden Jahr. "Sun wird gewaltig an Marktanteilen gewinnen", versicherte McNealy vollmundig.

Dagegen zeigte sich Microsoft-Chef Steve Ballmer in seinem Schreiben eher bescheiden - zu Recht, denn sein Unternehmen hatte Mitte Dezember zum ersten Mal seit zehn Jahren eine Gewinn- und Umsatzwarnung für das vierte Finanzquartal verkünden müssen. Dabei wurde bereits angedeutet, dass der Softwareriese in Zukunft den Gürtel enger schnallen muss.

Ballmer versicherte seinen Mitarbeitern, dass darunter keinesfalls Entlassungen zu verstehen seien. Allerdings werde das Unternehmen freie Planstellen zunächst nicht besetzen. Derzeit sind bei Microsoft rund 5600 solcher offenen Stellen ausgeschrieben.

Des Weiteren kündigte Ballmer an, Geld künftig besonnen auszugeben. Gespart werden soll bei Reisekosten und Unterhaltungsprogrammen für Mitarbeiter. Außerdem werden größere Ausgaben künftig schärfer kontrolliert. Kombiniert mit Standardisierungen für den Einkauf sowie Einsparungen beim Bau neuer Gebäude "lassen sich Kosten in Höhe von mehreren zehn Millionen Dollar vermeiden", schrieb Ballmer. Gleichzeitig schmeichelt der Frontmann, dass die Mitarbeiter nach wie vor das wichtigste Potenzial der Firma seien, und stellte eine Erhöhung der Grundgehälter in Aussicht. Hintergrund dieser Maßnahme dürfte der Umstand sein, dass durch den starken Einbruch des Microsoft-Kurses um nahezu 60 Prozent auch die Attraktivität der Aktienoptionen gesunken ist. Um engagierte Mitarbeiter zu halten, werde die Company "stark investieren", so der Nachfolger von Bill Gates.

Damit nicht genug, nahm der Konzernchef seinen Rundbrief zum Anlass, auch die künftige Geschäftsstrategie von Microsoft näher zu beleuchten.

Microsoft konzentriert sich auf sieben KernbereicheAuf sieben Kernbereiche will sich das Unternehmen konzentrieren: das Betriebssystem Windows, Programme wie Office, Server-Anwendungen für Unternehmen, das Microsoft Network, Lösungen für kleinere Betriebe, Produkte für andere Geräte als PCs sowie die Internet-Plattform Microsoft.net. Ballmer unterstrich, dass sich das Unternehmen vor allem darüber klar werden müsse, "was es nicht machen wolle". Bereits getroffene Entscheidungen wie die Ausgründung des Online-Reisebüros Expedia oder des Web-Stadtführers Sidewalk zielten in diese Richtung.