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Auch der Longhorn-Server kommt ohne das Dateisystem WinFS

13.12.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bob Muglia, Senior Vice President von Microsoft, bekannte letzte Woche in einem Interview, dass auch das nächste große Server-Release von Windows ohne das neuartige Dateisystem WinFS ausgeliefert werde. Bereits im Sommer hatte das Unternehmen angekündigt, dass der Longhorn-Client ohne WinFS auf den Markt kommt. Allerdings setzte sich Microsoft damals zum Ziel, gleichzeitig mit der Fertigstellung des XP-Nachfolgers zumindest eine erste Betaversion von WinFS herauszubringen. Nachdem der Longhorn-Server erst 2007 - also ein Jahr nach dem Client - erscheinen soll, hätte das neue Dateisystem nach diesem Fahrplan dafür rechtzeitig fertig werden können. Muglia räumte nun mit derartigen Erwartungen auf und begründete die Entscheidung damit, dass Client und Server auf demselben Quellcode beruhen sollen.

Der Microsoft-Manager bekräftigte jedoch, dass WinFS irgendwann den Weg in die Windows-Betriebssysteme finden werde. Derartige Beteuerungen scheinen nicht unbegründet, nachdem Microsoft in den 90er Jahren bereits ein revolutionäres "Object File System" angekündigt, aber nie ausgeliefert hatte. Im Fall von WinFS könnte das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts verstrichen sein, bis Anwender in den Genuss dieser Technologie kommen. Angesichts der Updatezyklen von etwa vier Jahren für den Windows-Server ist mit dem Longhorn-Nachfolger (Code-Name "Blackcombe") nicht vor 2011 zu rechnen.

Muglia musste nicht nur den erneuten Rückschlag für das neue Dateisystem einräumen, sondern konnte auch einige Neuheiten für den Fahrplan des Windows-Servers bekannt geben. Zu den wichtigsten Ankündigungen gehört, dass Longhorn nicht mehr in unterschiedlichen Ausführungen für bestimmte Einsatzgebiete vorkonfektioniert werden soll. Stattdessen können Anwender selbst bestimmen, welche Komponenten und Funktionen für eine bestimmte Installation eingerichtet werden. Auf diese Weise lässt sich das Betriebssystem für bestimmte Aufgaben ("Rollen") zuschneiden. Benutzer könnten dann Images für bestimmte Zwecke erstellen, die sich etwa für Datei-, Web- oder Verzeichnis-Server eignen. Daher soll Longhorn weniger angreifbar sein als seine Vorgänger, weil es nicht mehr zur Installation unbenötigter Funktionen zwingt. (ws)