Ideale MDT-Software von der Stange gibt es nicht:

Auch der Anwender muß aktiv mitarbeiten

29.07.1983

Die Notwendigkeit, gerade im kommerziellen Bereich Informationen schnell und korrekt zur Hand haben zu müssen, hat mit zum Überleben der Mittleren Datentechnik (MTD) beigetragen. Vielfach wurden aber in der Vergangenheit Klagen über mangelhafte Software für die Anlagen laut. Viele dieser Fehler sind in der Zwischenzeit behoben worden. Auch der Anwender allerdings scheint erfahrener geworden zu sein und versteht es, Macken in den Programmen selbst zu beheben. Lediglich Newcomer tun sich in diesem Bereich der Datenverarbeitung noch schwer.

Systemabstürze auf Grund der Software sind im MDT-Bereich wohl relativ selten geworden. Treten sie dennoch auf, so beheben die Hardware-Lieferanten, die auch Software für die Systeme anbieten, diese Fehler in der Regel im Rahmen ihrer Gewährleistungspflichten oder über die Wartungsverträge.

Die Robustheit der Programme ergibt sich nach Aussage von Michael Hein, Geschäftsführer der CAS GmbH aus München-Martinsried zum Teil dadurch, daß die mittlere Datentechnik von vornherein auf Dialoganwendungen ausgelegt war. Klimmzüge, die bei einer Umwandlung von Batchprogrammen auf dialogorientierte Software anfallen, traten bei den MDT-Systemen nicht auf.

Dadurch bot sich für Hersteller die Möglichkeit, Hilfsmittel zur Erstellung, wie zum Beispiel Monitore weitgehend in die Betriebssysteme einzubetten. Von besonderer Bedeutung bei der Entwicklung von MDT-Anwendungen ist die gut durchdachte Benutzeroberfläche. Die typische Applikation in diesem Rechnerbereich liegt im Fachabteilungssektor, einem Gebiet, in dem häufig computerunkundige Sachbearbeiter an den Arbeitsstationen tätig sind. Der Komfort wird hier mehr als im Großrechner- oder Mikrobereich zu einem Beurteilungskriterium für die Programme.

Die MDT-Anwender sind dabei nach Aussagen verschiedener Experten eindeutig im Vorteil. Sie schlagen, so zeigt die Erfahrung, zunehmend den Weg zu einer gemischten Lösung ein. Standardsoftware wird nur noch für ausgewählte Bereiche oder in Form von Basismoduln mit entsprechenden Schnittstellen gekauft - die eigene Anwendung kann dann im Hause oder über Drittunternehmen nach den individuellen Wünschen gestaltet werden.

Da die Untrnehmen auf der einen Seite von ihrer Organisation her flexibel sind, auf der anderen Seite mit kleineren DV-Abteilungen fahren entfallen große Projektplanungen. Auch der Dialog während der Entwicklung vereinfacht sich.

Dagegen erweist sich der Weg über Fremdunternehmen im- Verhältnis zu den sinkenden Hardwarepreisen als relativ teuer. Eine Faustregel besagt, daß mit weiteren Kosten in Höhe der Hardware gerechnet werden muß, sollte sich ein MDT-Anwender entschließen, seine individuellen Programme durch Fremdexperten erstellen zu lassen. Daß Komfort Geld kostet, bestätigt auch ICL-Produktmanager Klaus Gaffkus. Er sieht einen Trend zu der zwar teureren, aber auch sichereren Misch-Lösung.

Sollten trotzdem Probleme mit der Software auftreten, so bieten die Hersteller einen umfangreichen Service an, der von Telefonseelsorgeeinrichtungen bis zu eigens geschulten Kundendiensttechnikern reicht. Dennoch: Nur auf fremde Hilfe sollte sich kein MDT-Anwender verlassen. Zumindest ein Mitarbeiter des Hauses sollte intensive Systemkenntnisse besitzen und von geschult sein.