"50 Prozent mehr Leistung als Big Blues 3090-180S"

Auch Control Data rüstet gegen IBMs 3090-Mainframes

03.11.1989

MÜNCHEN(CW) - Nach Tandem Computers plaziert jetzt auch Control Data einen Großrechner gegen IBMs 3090-Mainframes. Die "Cyber 2000" bietet nach Auskunft des Vorsitzenden der GmbH Geschäftsführung Dieter Porzel 50 Prozent mehr Rechenleistung als die IBM-Maschine 3090-180S und mehr als doppelt soviel wie die des Vorgängers, der Cyber 990.

Die Cyber 2000 klassifiziert Control Data als Supermainframe, da sowohl Leistungsanforderungen eines Supercomputers als auch eines Mainframes erfüllt werden. Der Rechner ist luftgekühlt, basiert auf ECL-Gate-Arrays und ist für rechenintensive Prozesse im technischwissenschaftlichen Bereich und das Information-Management ausgelegt.

Beim Standard-Leistungstest für Supercomputer (Linpack 100 mal 100) bringt es Herstellerangaben zufolge der neue Control-Data-Rechner auf eine Leistung von 30 Megaflops pro Prozessor. Die Cray-2 erreicht bei diesem Test eine Rechenleistung von 38 Megaflops und IBMs 3090-180S gerade 16 Megaflops, betont Porzel.

"Mit der Cyber 2000 haben wir wieder einen Schritt nach vorne getan. IBM wird zwar demnächst ein Upgrade der Modellreihe 3090 vorstellen, das schätzungsweise eine Rechenleistung von 19 bis 20 Megaflops haben wird, doch selbst dann liegen wir mit unserer neuen Maschine noch 50 Prozent über der Leistung des IBM-Rechners. Die Cyber 2000 wird mit Abstand die schnellste Mainframe sein, die derzeit auf dem Computermarkt erhältlich ist."

Die Spitzenleistung der neuen Cyber-Maschine beträgt 220 Megaflops pro Prozessor. Die Übertragungsgeschwindigkeit der Kanäle wird mit 25 Megabyte pro Sekunde angegeben. Die I/O-Leistung der 3090-180S liegt nach Auskunft von Control-Data mit etwa fünf Megabyte pro Sekunde deutlich darunter.

Zwei Modelle sollen auf den Markt gebracht werden: die Cyber 2000V für Vektor- und Skalarberechnungen und das Modell 2000S, welches für das komplexe Datenbankmanagement und als Server für mehrere hundert PCs und Workstations ausgelegt ist. Die Cyber 2000-Modelle sollen Ende des dritten Quartals nächsten Jahres erhältlich sein. Der Vektor-Rechner soll knapp 6,5 Millionen Mark kosten, die Prozessor-Maschine wird für 5,5 Millionen Mark angeboten.

Als Peripheriebaustein wurde ein "Disk-Array-Subsystem" für die Cyber-Großrechner-Produktfamilie vorgestellt. Es bietet die vierfache Speicherkapazität und mehr als zehnfach höhere Ausfallsicherheit verglichen mit den bisherigen Plattensystemen von Control Data. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist laut Hersteller pro Kanal sechsmal größer als der derzeitige Standard für Mainframes. Der Anwender kann zwischen einer 8-Zoll-Magnetplatte mit Gigabyte Speicherkapazität und einer Solid-State-Disk wählen. Der Controller des Festplatten-Subsystems ermöglicht das gleichzeitige Lesen und Schreiben von beliebigen Kombinationen dieser Systeme. Die maximale Übertragungsrate liegt bei 24 Megabyte pro Sekunde.

Im Rahmen eines mit dem kalifornischen Chip-Herstellers Mips Computer Systems geschlossenen Kooperationsabkommens werden beide Unternehmen auf der Grundlage der RISC-Technologie künftig gemeinsam neue Rechner entwickeln. Die Neuorientierung von Control Data in Verbindung mit der Konzentration auf das Computergeschäft zeigt bereits erste Erfolge.

Nach eigenen Angaben erhielt CDC vor kurzem einen Auftrag von U.S. Army Corps of Engineers in Höhe von 365 Millionen Dollar. Er umfaßt die Lieferung von 98 Cyber-Großrechnern, mit denen ein weltweites Rechnernetzwerk aufgebaut werden soll. Auch in der Bundesrepublik konnte Control Data bereits bedeutsame Abschlüsse verbuchen: Die Mercedes-Benz AG forderte einen Großrechner vom Typ Cyber 960 mit 20 CAD/CAM-Workstations an.

Auch die Volkswagen AG nennt inzwischen zwei Großrechner der Serie 960 ihr eigen. Zusätzlich bestellte der Kfz-Hersteller 80 grafische Workstations der Serie Cyber 910.