Beträchtliche Gewinneinbrüche, rückläufige Einnahmen

Auch bei Japans Computerriesen hinterläßt Rezession nun Spuren

06.03.1992

TOKIO/MÜNCHEN (bk) - Von der weltweiten Absatzkrise im Computergeschäft bleiben nun auch die japanischen Hersteller nicht mehr verschont. Im Geschäftsjahr 1991/92, das am 31, März 1992 zu Ende geht, werden sich Fujitsu, NEC, Hitachi und Toshiba mit geringeren Erträgen als erwartet zufriedengeben müssen.

In den vergangenen zwei Jahren waren es durchweg die europäischen und amerikanischen Computergrößen, die für immer neue Negativ-Schlagzeilen sorgten. Die Rezession in USA, rückläufige Geschäfte in Europa, aber auch unternehmensintern ausgeuferte Kostenstrukturen sowie zu späte Reaktionen auf sich wandelnde Kundenbedürfnisse ließen ihre Gewinne schrumpfen. Viele Hersteller rutschten in die Verlustzone ab; selbst die IBM blieb nicht verschont. Massive Umstrukturierungen sowie Kostensparprogramme waren die Folge, mancher Anbieter wurde gar aufgekauft. Die japanischen Kontrahenten indes schienen gegen die weltwirtschaftlichen Schwankungen immun zu sein. Die Geschäftsergebnisse blieben weitgehend stabil, Umstrukturierungen oder Rationalisierungsmaßnahmen waren kein Thema.

Nun aber sehen Japans Computerkonzerne ebenfalls schlechtere Zeiten auf sich zukommen. Weder Fujitsu noch NEC, Hitachi oder Toshiba können ihre im Oktober letzten Jahres verkündeten Umsatz- und Ertragsprognosen für das Geschäftsjahr 19911929 das nun zu Ende geht, aufrechterhalten. Alle vier korrigierten jetzt wie auch einige japanische Elektronikhersteller - ihre Erwartungen vor allem in Sachen Pro fit deutlich nach unten.

So nahm die Fujitsu ürsprüngliche Nettoertrags-Prognose gleich um 40 Prozent zurück und rechnet nun für 19911 92 mit einem Gewinn von rund 35 Milliarden Yen (umgerechnet zirka 462 Millionen Mark). In, Oktober 1991 war noch von, 58 Milliarden Yen die Rede gewesen. Die Jahreseinnahmen sollen sich nunmehr auf 2,45 statt auf die erwarteten 2,55 Billionen Yen belaufen.

Auch die NEC Corp. hatte sich andere finanzielle Ergebnisse für 1991192 ausgerechnet. Die Nettogewinn-Erwartung wurde um 17 Prozent von 60 auf 50 Milliarden Yen revidiert. Tritt diese Prognose ein, liegt NEC damit rund 14 Prozent unter den Vorjahreserträgen. Den Umsatz siedelt das NEC-Management nunmehr bei 3,07 Billionen Yen an, nachdem es ursprünglich von 3,17 Billionen Yen ausgegangen war.

Toshiba hat die größten Probleme

Bei der Hitachi Ltd. geht man neuerdings von einem Vorsteuergewinn der Gruppe von 355 Milliarden Yen aus, nachdem man vor einigen Monaten noch mit 460 Milliarden Yen gerechnet hatte. Damit läge der Konzern 37 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Die Gesamteinnahmen hatte Hitachi ursprünglich auf 7,85 Billionen Yen geschätzt, nun rechnet man mit 7,7 Billionen Yen, was gegenüber dem Vorjahr, als rund 7,74 Billionen Yen eingenommen wurden, einen Rückgang um 0,5 Prozent bedeuten würde.

Die größten Probleme des Quartetts scheint aber derzeit die Toshiba Corp. zu haben. An die 90 Milliarden Yen Nettogewinn hatte man noch im November 1991 für das laufende Geschäftsjahr ins Kalkül gezogen. Nun wird sich der Konzern wohl mit 40 Milliarden Yen zufrieden geben müssen bei einem Umsatz von 4,8 nach erwarteten 4,9- Billionen Yen. Was aber weitaus schwerer wiegt:- Die Konzernleitung von Toshiba rechnet mit roten Zahlen im DV-Bereich.

Neben den von allen vier Computerherstellern beklagten drastischen Preiseinbrüchen im 1- und 4-Mbit-Chip-Markt, der schwachen Konjunktur im europäischen wie amerikanischen Computergeschäft sowie einem zum Teil zögernden Investitionsverhalten japanischer Finanzgesellschaften - hatte Toshiba massive Probleme im japanischen wie amerikanischen PC-Markt. Wie die "Financial Times" berichtet, verlor das Unternehmen im eigenen Land Marktanteile an den Konkurrenten NEC, der den Heimmarkt beherrscht, aber auch an die Apple Computer Inc., deren Absätze stark zunahmen. In den USA konnte man anscheinend im aggressiven Preiswettbewerb bei Low-end-PCs nicht mithalten. Folge: Toshiba will solche Geräte im amerikanischen Markt vorerst nicht mehr anbieten. Darüber hinaus kündigte man an, im kalifornischen Werk in Irvine, in dem Computer zusammengebaut werden, rund 150 Mitarbeiter freizustellen.

Wie die erfolgsverwöhnten japanischen Computerkonzerne mit ihren mäßigeren jahresergebnissen umgehen werden, bleibt abzuwarten. Japan-Kenner wollen bereits Panikstimmung in den Chefetagen der, Tokioter Gesellschaften ausgemacht haben, weil die Gewinnrückgänge nicht nur überraschend kamen, sondern auch zum Teil recht drastisch sind. Daß die Konzernleitungen zumindest beunruhigt sind, zeigt der Umstand, daß man derzeit über Gegenmaßnahmen für das kommende Geschäftsjahr nachdenkt. Wie verlautete, wollen alle vier Gesellschaften ihre für 1992/93 geplanten Investitionen, speziell für den Halbleiter-Sektor, zusammenstreichen. Bei Toshiba überlegt man darüber hinaus, auch die Gelder für den Forschungs- und Entwicklungsbereich zu kürzen. Im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 1991/92 kommt das Unternehmen

auf FuE-Aufwendungen in Höhe von 280 Milliarden Yen.