Microsoft schult europäische Behörden im Kampf gegen Raubkopierer

Auch 1997 brachte für die Jäger der BSA keine merklichen Erfolge

23.01.1998

Nach wie vor handelt es sich in Europa bei rund 50 Prozent aller eingesetzten Applikationen um illegale Kopien, beklagt sich Greg Levin, Anti-Piracy Manager des BSA-Mitglieds Microsoft. Hingegen konnte die Raubkopierrate 1997 in den USA auf 27 Prozent gedrückt werden. Vor allem Probleme mit osteuropäischen Staaten sind laut BSA kaum in den Griff zu bekommen: Während die Raubkopierrate in Polen, Litauen, Rumänien und Ungarn durchschnittlich immer noch 70 Prozent beträgt, befinden sich in Rußland 94 Prozent aller Softwarepakete illegal im Einsatz.

Doch während Levin mit der deutschen Raubkopierrate alles andere als zufrieden wirkt, spricht die Münchner BSA-Dependance von erfolgreichen Aktionen: Als Resultat einer höchst umstrittenen Legalisierungskampagne seien letztes Jahr deutlich mehr Anfragen und Hinweise bei der BSA-Hotline eingegangen. Alles in allem hätten in den letzten elf Monaten rund 480 Hinweise zu Softwarepiraterie die Herstellervereinigung erreicht. Neben Warnbriefen habe die BSA elf Zivil- und Strafanzeigen eingereicht.

Der zweifelsohne kurioseste Fall von Softwarepiraterie ereignete sich im vergangenen Jahr in Island. Engilbert Runolfsson, ein Gefangener einer isländischen Strafanstalt, hatte in seiner Zelle Tausende illegale Kopien von Microsofts Betriebssystem Windows 95 sowie dem Softwarepaket "Office" mit Hilfe von CD-ROM-Duplikationsgeräten erstellt. Seine "Waren" hatte der Isländer sowohl innerhalb des Gefängnisses als auch außerhalb der Mauern verkauft.

Für 1998 hat Microsoft die Unterstützung örtlicher Behörden auf die To-do-Liste gesetzt. Nach Ansicht von Microsoft-Manager Levin wäre es für die erfolgreiche Bekämpfung von Piraten nahezu in ganz Europa unumgänglich, strengere Gesetze einzuführen. Microsoft werde seinerseits zusammen mit der BSA lokale Polizeistreitkräfte für die Anwendung von Copyright-Gesetzen sensibilisieren sowie Staatsvertreter darin schulen, originale Software von Fälschungen zu unterscheiden.