Web

AUA-Kleinaktionäre laufen gegen Al Jaber Sturm

26.02.2008
Von pte pte
Die unter Kleinaktionären heftig umstrittene Finanzbeteiligung des österreichisch-saudischen Multimilliardärs Mohamed Bin Issa Al Jaber an der Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) http://www.aua.com könnte zu einem Eklat führen. Die angestrebte Kapitalerhöhung in Höhe von 150 bis 200 Mio. Euro (20 Prozent der AUA) soll unter Ausschluss der Bezugsrechte der Altaktionäre erfolgen und hätte unmittelbar eine Anteilsverwässerung zur Folge. Obwohl Großaktionäre wie die mit 42,75 Prozent beteiligte Staatsholding ÖIAG http://www.oeiag.at oder Versicherungsriese Wiener Städtische http://www.wienerstaedtische.at den Einstieg Al Jabers in das AUA-Eigentümer-Syndikat begrüßen, laufen Kleinaktionäre Sturm. Da in der Syndikat-Sitzung vom Donnerstag aber noch keine endgültigen Beschlüsse gefällt wurden, sehen Insider den Deal jedoch noch längst nicht unter Dach und Fach.

"Mich stört, dass die AUA die Pläne Al Jabers in der Öffentlichkeit schon als beschlossene Sache darstellt, obwohl der Vorstand erst in der Aufsichtsratssitzung am 12. März entscheidet. Folglich sind wir noch meilenweit von einem endgültigen Beschluss entfernt. Zudem sehe ich das geplante Vorhaben als eine unredliche Vorgangsweise, da sich für das Unternehmen kein strategischer Mehrwert ergibt", so AUA-Kleinaktionär Rupert-Heinrich Staller im pressetext-Interview. Dies sei aber nötig, da der Scheich künftig bis zu 30 Prozent zukaufen könnte. Anders sieht dies Günter Geyer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung: "Den Einstieg Al Jabers bewerte ich grundsätzlich positiv, sofern die hohen Erwartungen erfüllt werden. Das heißt, sich bei den Expansionsbestrebungen der AUA auf die partnerschaftliche Unterstützung zu verlassen und die Kontakte Al Jabers in den Nahen und Mittleren Osten gewinnbringend zu nutzen", unterstreicht Geyer auf Nachfrage von pressetext.

Staller bezeichnet dieses Argument im pressetext-Interview wortwörtlich als "Schmarrn" und "hanebüchen". Schließlich habe Al Jaber seit 20 Jahren kein Verkehrsflugzeug mehr von innen gesehen, meint Staller. Komme es laut dem Kleinaktionär tatsächlich zu einer Beteiligung des Milliardärs, dann sei eine rechtliche Anfechtung unausweichlich. Trotz des Widerstands sieht sich AUA-Chef Alfred Ötsch in der Stand-Alone-Lösung für den Konzern bestätigt. Damit verweigert er bewusst die strategische Allianz-Option ähnlich des Kooperationsbeispiels zwischen Swiss und Lufthansa. Angesichts der prominenten Rückendeckung durch die Regierungsspitze scheint der Konflikt mit den Kleinaktionären vorprogrammiert, meinen Insider. ÖIAG-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Michaelis soll dem Alleingang Ötschs jedoch skeptischer gegenüberstehen als Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Finanzminister Wilhelm Molterer. Spekulationen, dass dieser den Alleingang Ötschs nicht billigt, wollte Michaelis gegenüber pressetext nicht kommentieren und verweist auf den 12. März.

Beobachter gehen indes davon aus, dass die Vorbehalte von Michaelis daher rühren könnten, dass sich auch die ÖIAG im Falle eines Ausstiegs Al Jabers absichern will. "Grundsätzlich ist es immer erfreulich, wenn jemand 150 Mio. Euro auf den Tisch legt. Dennoch konnte man mich bislang noch nicht vom langfristigen Mehrwert für das Unternehmen überzeugen", sagt Wilhelm Rasinger, Vorstand des österreichischen Interessenverbands für Anleger (IVA) http://www.iva.or.at , auf Nachfrage von pressetext. Da der Einstieg des Scheichs in erster Linie eine Eigentümerfrage ist, soll sich Michaelis nun eindeutig positionieren. "Mir scheint, als ob Ötschs Vorgehen von Michaelis kritisiert wird, dieser jedoch für die ÖIAG nicht klar Stellung bezieht. Das irritiert mich", so Rasinger weiter.

"Obwohl Ötsch nicht zugibt, dass die AUA Geld wegen Liquiditätsengpässen braucht, habe ich langsam den Eindruck, dass das von Ötsch immer wieder betonte 'Optimierungsszenario', das sich in meinen Augen eher als ein Sanierungsszenario darstellt, gescheitert ist", unterstreicht Staller. Folglich sei der Zeitpunkt für die Kapitalerhöhung falsch gewählt. Zudem sei es nicht die Aufgabe eines arabischen Scheichs, sondern vielmehr des Managements, strategische Ausrichtungen der AUA festzulegen, meint der Kleinaktionär. Darüber hinaus verhindere Ötsch mit seiner Haltung interessante Airline-Beteiligungsoptionen mit der Lufthansa http://www.lufthansa.de . Der kolportierte Übernahmekurs, zu dem der Scheich zum Zug kommen könnte, soll bei 7,10 Euro liegen und entspricht dem Kurs der letzten AUA-Kapitalerhöhung vom Dezember 2006. (pte)