Tipps für Bewerber

Attraktive Arbeitgeber erkennen

12.03.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Augen auf im Vorstellungsgespräch

Jutta Rump, Professorin: "Schon wenn Bewerber im Foyer warten, sollten sie beobachten, wie Kollegen miteinander umgehen, wie der Chef die Sekretärin anspricht, ob eine freundliche Atmosphäre herrscht."
Jutta Rump, Professorin: "Schon wenn Bewerber im Foyer warten, sollten sie beobachten, wie Kollegen miteinander umgehen, wie der Chef die Sekretärin anspricht, ob eine freundliche Atmosphäre herrscht."

Jutta Rump, Professorin für Personal-Management an der Fachhochschule Ludwigshafen, bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: "In der Beurteilung eines Arbeitgebers empfehle ich, das magische Dreieck zu berücksichtigen: Kompetenz und Qualifikation, Motivation und Identifikation sowie Gesundheit und Wohlbefinden." Manche Informationen dazu liefern Firmen auf ihren Web-Seiten, doch das Vorstellungsgespräch bietet eine hervorragende Plattform, den Arbeitgeber kennen zu lernen. "Schon wenn Sie im Foyer sitzen und warten, sollten Sie die Augen offenhalten und beobachten, wie Kollegen miteinander umgehen, wie der Chef die Sekretärin anspricht, ob eine freundliche Atmosphäre herrscht." Ob sich die Kollegen duzen, spielt laut Rump eine untergeordnete Rolle, es komme mehr auf den Ton an.

"Ein Vorstellungsgespräch folgt oft einem starren Schema, auf das Bewerber wenig Einfluss haben. Mein Tipp für das Gespräch: Fragen, Fragen, Fragen", rät Rauscher. "Fragen Sie nach den Plänen des Unternehmens und wie es sich weiterentwickeln will, welche Investitionen geplant sind", sagt Saskia Thurm. Professorin Rump hat noch ein weiteres Argument parat: "Wer als Bewerber Alternativen hat, fragt im Vorstellungsgespräch mehr nach. Wer glaubt, er habe nur dieses eine Angebot, traut sich weniger nachzufragen. Das merken die Arbeitgeber."

Saskia Thurm, First Circle: "Wer sich für die Automobilbranche interessiert, sollte neben den großen Marken auch Zulieferer in Betracht ziehen."
Saskia Thurm, First Circle: "Wer sich für die Automobilbranche interessiert, sollte neben den großen Marken auch Zulieferer in Betracht ziehen."

Schließlich geht es für Bewerber darum, die Floskeln der Stellenbeschreibung in ein schlüssiges Anforderungsprofil zu übersetzen. "Gerade die Aufgabenvielfalt spielt für Berufsanfänger eine wichtigere Rolle als das Gehalt. Fragen Sie konkret nach, was sich hinter der Aufgabe verbirgt, und lassen Sie sich genau erklären, was das heißt", sagt Rauscher von Recruitwerk. Allerdings sollten Bewerber keine imaginäre Liste abarbeiten, sondern das ansprechen, was ihnen die Entscheidung erleichtert. "Klären Sie nur die Dinge im Vorstellungsgespräch, die für Sie wichtig und entscheidungsrelevant sind", sagt Saskia Thurm. "Wer sich für den ersten Job vorstellt und noch nicht sofort eine Familie gründen möchte, sollte auch nicht danach fragen."

Wichtige Fragen

Etwas anders sieht das Rump, die neben ihrer Professur in Ludwigshafen auch das Institut für Beschäftigung und Employability leitet. "Viele Unternehmen beginnen erst, sich mit Themen wie Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu beschäftigen. Doch jeder sollte im Gespräch die Themen ansprechen, die ihn motivieren und die für das persönliche Engagement wichtig sind." Allzu schüchternen Bewerbern hilft eine gute Vorbereitung. Neben den wichtigsten Fragen zur Aufgabe, Einarbeitung und Weiterbildung sollte dazu auch eine der kniffligsten zählen, nämlich die nach dem Gehalt.

"Absolventen sollten selbstbewusst auftreten, denn sie bringen viel theoretisches Wissen mit. Allerdings sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass sie noch Berufserfahrung sammeln müssen, und nicht so tun, als ob sie sich gleich um den Vorstandsposten bewerben", meint Professor Beck. "Gerade Bewerber in IT- und Ingenieurstudiengängen hören oft an der Hochschule, wie begehrt sie auf dem Arbeitsmarkt sind. Das sollte ihnen nicht zu sehr zu Kopf steigen, denn dann wirken sie schnell arrogant."