Starke Konkurrenz in Deutschland

Atos wartet noch auf den Durchbruch im Auslandsgeschäft

17.12.1999
PARIS (CW) - Der französische IT-Dienstleister Atos S.A. konnte im Geschäftsjahr 1998/99 (Ende: 30. September) ein Plus bei Umsatz und Gewinn verbuchen. Nach wie vor erzielt er das Gros der Einnahmen im Heimatmarkt. In Deutschland entwickelten sich die Geschäfte dagegen eher verhalten.

Im Ranking der europäischen IT-Dienstleister sieht sich Konzernchef Bernard Bourigeaud bereits auf einem der vorderen Plätze - nach Unternehmen wie IBM oder Cap Gemini. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 1998/99 steigerte der auf 9700 Mitarbeiter angewachsene IT-Konzern den Umsatz auf umgerechnet 2,1 Milliarden Mark und erzielte damit im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 13 Prozent. Wie Bourigeaud auf der Bilanzpressekonferenz in Paris weiter ausführte, wurde beim Gewinn ein Zuwachs von 30 Prozent auf 92,9 Millionen Mark erzielt.

Größter Umsatzträger war mit 44 Prozent das Geschäftsfeld Systemintegration, das um 15 Prozent zulegen konnte. Jeweils 24 Prozent zu den Einnahmen steuerten die Unternehmensbereiche Outsourcing (plus 19 Prozent) und Services (plus neun Prozent) bei. Unverändert blieb dagegen mit acht Prozent am Umsatz die Sparte Multimedia. Ohne die an Content-Provider bezahlten Gebühren lag das Plus bei 21 Prozent. Im Internet-Bereich erwartet Unternehmenschef Bourigeaud jedoch in Zukunft die stärksten Zuwachsraten. Zum E-Commerce-Portfolio der Franzosen gehören das Erstellen und Hosting von Internet-Sites, Transaktionslösungen im Zahlungsbereich oder Netzhandels-Tools, die den Kauf und Verkauf von Aktien in Echtzeit ermöglichen.

Fortgesetzt wurde im letzten Jahr auch die Akquisitionspolitik. So beteiligte sich Atos mehrheitlich an der französischen Beratungsfirma Odyssée Consulting, die auf Finanzdienstleister fokussiert ist. Das Unternehmen setzte zuletzt knapp 16 Millionen Mark um und arbeitet laut Bourigeaud "recht profitabel". Erstmals gelang es der Atos-Unternehmensgruppe in den zurückliegenden Monaten auch, im US-Markt Fuß zu fassen. Möglich wurde dieser Schritt durch eine Allianz mit dem amerikanischen IT-Dienstleister Perot Systems, an dessen Spitze der schillernde Ex-Präsidentschaftskandidat Ross Perot steht. Der Brückenschlag in die USA bedeutet für Atos allerdings auch eine neue Herausforderung im globalen Wettbewerb.

Vorrangiges Ziel des Konzerns ist es jedoch, wie Bourigeaud in Paris betonte, das europäische Standbein auszubauen. Im letzten Geschäftsjahr wurde mit 67 Prozent der Großteil der Einnahmen noch in Frankreich erzielt - und damit exakt soviel wie im Vorjahr. Abrücken mußte der Firmenchef deshalb fürs erste von dem vor einem Jahr ausgegebenen Ziel, bereits im Fiskaljahr 1999/00 über 50 Prozent des Umsatzes im Ausland zu erwirtschaften.

Auch wenn der große Durchbruch in Europa noch auf sich warten läßt - die Prioritäten sind gesetzt. "Deutschland ist für uns der wichtigste Auslandsmarkt", erklärte Bourigeaud. Im letzten Geschäftsjahr mußte sich die Atos GmbH in Stuttgart jedoch mit einem leichten Anstieg der Einnahmen auf 245 Millionen Mark begnügen (Vorjahr: 223 Millionen). Der wohl entscheidende Grund für das verhaltene Wachstum dürften vor allem starke Wettbewerber wie Debis Systemhaus, IBM, Siemens Business Services oder CSC Ploenzke sein. Mit 1050 Mitarbeitern in Deutschland ist der französische IT-Dienstleister bislang in den Bereichen Systemintegration und Processing-Services (Kreditkarten-Management) vertreten. Ein schwierigeres Terrain ist dagegen das Outsourcing-Geschäft, wo Atos in Deutschland bislang erst einen Kunden gewinnen konnte.