ZKM Karlsruhe beauftragte DeTeLine mit Realisierung

ATM-Netz bildet Basis für die Arbeit von Multimedia-Künstlern

10.04.1998

Im ZKM arbeitet der Künstler nicht mit Farbe, Pinsel oder Musikinstrumenten, sondern mit High-Tech-Systemen wie Workstations, Grafikcomputern und digitalen Videosystemen. Besucher können sich im zugehörigen Museum interaktiv mit den Kunstwerken auseinandersetzen, anstatt sie nur anzuschauen. Zu sehen ist beispielsweise ein virtuelles Buch, das auf einen Schreibtisch projiziert wird. Tippt man rechts unten mit einem Stift an, wird eine Seite umgeblättert. Überraschungen hält das Buch für experimentierfreudige Besucher bereit: Eine Berührung des abgebildeten Apfels beispielsweise beißt quasi ein Stück davon ab.

Klar, daß solche Installationen eine ausgetüftelte Technik erfordern. "Eigentlich kam für das Netz nur ATM in Frage", erläuterte Edgar Schneider, Projektingenieur Unternehmensnetze bei DeTeLine. Andere Lösungsmöglichkeiten schieden wegen unzureichender Integration von Sprache, Daten und Video aus. Als weitere Kriterien für die Entscheidung spielten Skalierbarkeit des Netzes, Sicherheit und Schnelligkeit eine Rolle.

Ein 18minütiges Video beanspruche bereits 40 GB Speicherplatz, rechnet Thomas Damer vor, der für das Netz beim ZKM zuständig ist. Für die Übertragung benötigt man daher eine hohe Bandbreite. Das ATM-Netz im ZKM unterstützt 155 Mbit/s. Damit könnten in einer Sekunde drei Ausgaben der Brockhaus Enzyklopädie übertragen werden. Um die Gefahr eines Ausfalls beispielsweise während der Übertragung einer Multimedia-Oper zu verringern, legte DeTeLine den Backbone-Bereich redundant aus. Auch für Geräteausfälle sieht Damer das ZKM gut gerüstet, da das Haus Ersatzgeräte vorhält.

Im Backbone-Bereich wurde Glasfaser verlegt, zum Endbenutzer hin Kupferkabel. Als Switches kommen Geräte der Reihe "Centillion 100" von Bay Networks zum Einsatz. Das Netz verfügt über eine ATM-Verbindung zur Universität und ins Wissenschaftsnetz Baden-Württemberg. Über letzteres hat das ZKM auch Zugang zum Internet. Die Installation des Netzes richtete sich nach der Reihenfolge des Einzugs der einzelnen Institute, aus denen sich das ZKM zusammensetzt. Dazu gehören das Museum für neue Kunst, das Institut für Bildmedien, das Medienmuseum, das Institut für Musik und Akustik, der Salon Digital sowie Direktion und Verwaltung. Jede Abteilung ist einem virtuellen LAN zugeordnet.

Mit Betriebsbeginn im Oktober durchlief das Netz erst einmal eine Testphase. "Schwierigkeiten gibt es bei so modernen Geräten immer", kommentierte Schneider von DeTeLine. Zweimal habe das Unternehmen ein größeres Software-Update aufspielen müssen, aber mittlerweile laufe alles gut. Zu Beginn sei es zudem - bedingt durch die Integration der verschiedenen Abteilungen - zu Adreßunstimmigkeiten und Konfigurationsschwierigkeiten gekommen. Hinzu gesellen sich die "alltäglichen Problemchen" jedes Netz- administrators, zum Beispiel, wenn die Nutzer einen Umzug nicht melden. "Die meisten Schwierigkeiten traten aber bei den Endgeräten auf", ergänzt Damer.

Das Projekt kostete rund 570000 Mark. Hinzu kommen die Ausgaben für die Wartung des Netzes. Wie Gerd Schwandner, Geschäftsführer des ZKM, berichtete, müssen die Künstler nicht unbedingt viel Ahnung von der Technik mitbringen, das Haus sei auch bei der Umsetzung behilflich. Auf der anderen Seite interessierten sich vor allem die jüngeren Künstler für die ihren Projekten zugrundeliegende Technologie. Das ZKM jedenfalls "muß technologisch vorne sein", so Damer. Nicht nur das ATM-Netz unterstreicht diese Aussage, sondern auch die mutige Entscheidung für eine in Java programmierte Ticketverwaltung.