ATM-Dienste fuer 1995 angekuendigt Info AG schliesst die deutsche Luecke im X.25-Netz der Transpac

02.12.1994

MUENCHEN (pg) - Die Info AG klinkt sich ab sofort in das europaeische X.25-Netz ihrer Mutter France Telecom Transpac ein. Die Hamburger werden dabei den deutschen Teil des Networks abdecken, das gegenwaertig 17 Anbieter umfasst.

Nach zweijaehriger Vorbereitung hat der Vorstandsvorsitzende der Info AG, Lutz Meyer-Scheel, den Startschuss fuer die Beteiligung der Deutschen am paneuropaeischen Transpac-Netz gegeben. Diese Zeitspanne war laut Meyer-Scheel erforderlich, um das Netz der Info AG von Telenet- auf Alcatel-Komponenten umzuruesten und somit einen homogenen Netzverkehr sicherzustellen.

Die Integration der Info AG in das Europa-Netz der France-Telecom- Transpac-Gruppe ist Bestandteil des Konzeptes, multinational operierenden Unternehmen TK-Leistungen aus einer Hand anzubieten. Neben dem X.25-Service wird den Hanseaten zufolge auch Frame Relay europaweit zur Verfuegung gestellt. Im Laufe des naechsten Jahres sollen ATM-Dienste hinzukommen.

Das Info-Netz beinhaltet ueber 80 Vermittlungsknoten in Deutschland. Zehn Knoten mit 2 Mbit/s-Technik bilden dabei das Backbone und verbinden die wichtigsten Staedte des Landes. Insgesamt sind derzeit bei den Kunden laut Info AG ueber 500 Endeinrichtungen installiert. Meyer-Scheel zufolge hat der private Netzbetreiber damit eine ausreichende Flaechendeckung erreicht. Ein weiterer Ausbau werde nur dann erfolgen, wenn es die Kundenbeduerfnisse erfordern. Als namhafte Anwender von Info- Services nannte der Vorstandsvorsitzende Europecar, Avis, Elf, Danzas, Rover, Shell und die Zuericher Versicherung.

Die Hamburger, die von urspruenglich acht Geschaeftsbereichen auf die zwei Divisions "Netzwerkservice" und "Ausweich-Rechenzentrum" abgespeckt haben, bilden mit ihrem Netz den groessten Teil des Transpac-Networks, das gegenwaertig 1200 Knoten umfasst. Die Transpac - selbst eine Tochter der France Telecom - haelt seit letztem Jahr 97 Prozent der Info-AG-Aktien. Von einer Neubezeichnung wurde Meyer-Scheel zufolge bisher wegen des eingefuehrten Namens der Info AG im Bereich Ausweich-Rechenzentren abgesehen. Fuer 1995 schloss der Vorstandsvorsitzende jedoch eine moegliche Umbenennung in "France Telecom Network (FTN)" nicht aus.

Geruechte, die Info AG wuerde im Falle einer Genehmigung von "Atlas", dem geplanten Joint-venture zwischen der Telekom und France Telecom, in das Gefuege des deutschen Carriers eingegliedert, wies Meyer-Scheel zurueck. Wenn Bruessel und Berlin fuer Atlas gruenes Licht geben, werde sich das Unternehmen im Europa-Verbund des Joint-ventures wiederfinden, sagte er und fuegte hinzu: "Fuer die Info AG ist das von Vorteil, weil wir den Schwerpunkt der Akquisitionen dann auf das internationale Geschaeft legen koennen." Der Vorstand betonte aber ausdruecklich, die Info AG werde auch in Zukunft das nationale Geschaeft nicht vernachlaessigen.

Meyer-Scheel raeumte ein, der Bereich Netzwerkservices mache auch weiterhin Anlaufverluste. In diesem Geschaeft, so der Insider, sei mittelfristig kein Geld zu verdienen, weil ein ruinoeser Preiskampf im Datenleitungsbereich entbrannt sei. "International sind die Tarife im freien Fall" schildert der Info-Vorstand die Marktsituation und uebt in diesem Zusammenhang Kritik am nationalen Status quo: Die Info AG koenne erst dann in die Gewinnzone kommen, wenn die Telekom ihre Tarife internationalen Massstaeben anpasse.

Eine unrealistische Einschaetzung der Marktsituation warf der Manager ausserdem dem Veba-Konzern vor, der gegenwaertig die beiden privaten Netzbetreiber Inas GmbH und Meganet GmbH zur Vebacom vereinigt. "Ein Return of Investment ist fuer die Vebacom bis zum Jahr 1999 unmoeglich", prophezeit Meyer-Scheel. Er spielte damit auf Aussagen des Veba-Vorstands an, die Investition von sechs Milliarden Mark bis zur Jahrtausendwende wieder einnehmen zu wollen.

"Die haben sechs Milliarden Mark aus dem Strommonopol nur in ein anderes Monopol umgeschichtet", meinte Meyer-Scheel lapidar.