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"Atlantis" auf dem Flug zur Erde

18.02.2008
Von Handelsblatt 
Nach zehn Tagen im All hat die US-Raumfähre "Atlantis" mit dem deutschen Astronauten Hans Schlegel an Bord die Rückreise zur Erde angetreten. Der Shuttle begann wie geplant um 10.26 Uhr MEZ mit der Trennung von der Internationalen Raumstation ISS, wie das Flugleitzentrum bei Moskau nach Angaben der Agentur Itar-Tass am Montag mitteilte.

HB WASHINGTON/MOSKAU. Das Abdockmanöver dauerte zwei Stunden. Die Crew inspizierte zum letzten Mal der äußere Hitzeschild vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre. Pilot Alan Poindexter steuerte das Shuttle noch einmal um den Orbitalkomplex, der von der "Atlantis"-Besatzung um den deutschen Astronauten Hans Schlegel um das europäische Modul "Columbus" erweitert worden war. Während des Flugmanövers wurden Fotos von der größeren ISS gemacht. Die Raumfähre soll an diesem Mittwoch im Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida um 15.06 Uhr MEZ landen. Die "Atlantis" hatte das europäische Weltraumlabor "Columbus" zur ISS gebracht.

Bereits am Sonntag hatten sich die Astronauten von ihren Kollegen der ISS-Langzeitbesatzung verabschiedet. Unter anderem bringen sie defekte Geräte, einen leeren Stickstofftank, wissenschaftliche Ausrüstung und Ergebnisse ihrer Forschungen zurück. Insgesamt sind sieben Raumfahrer an Bord der "Atlantis", darunter der Amerikaner Daniel Tani, der nach einem halben Jahr auf der ISS zur Erde zurückkehrt. Neues Mitglied der Langzeitbesatzung ist der Franzose Léopold Eyharts von der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Er soll bis Mitte März auf der ISS bleiben.

Während ihres Aufenthaltes unternahmen die Astronauten drei Außeneinsätze, um die wissenschaftliche Arbeit des Labors vorzubereiten. Schlegel hatte dabei am Mittwoch einen neuen Stickstofftank für das äußere Kühlsystem der ISS installiert. Das Raumlabor "Columbus" umfasst mehrere kleinere Labors, etwa für Versuche mit Zellen, Gewebekulturen, Mikroorganismen, kleinen Pflanzen und wirbellosen Tieren. Es soll auch neue Erkenntnisse über das Leben auf der Erde bringen.

Das Kosmonautenzentrum bei Moskau wies am Montag Forderungen aus den USA zurück, Russland möge die in einer Sojus-Landekapsel der ISS aufbewahrte Waffe entsorgen. "Die Pistole befindet sich dort aus gutem Grund für Notfälle", betonte der Mitarbeiter des Zentrums, Juri Gudsenko. Mit der Waffe könnten sich die Kosmonauten nach der Landung in unbewohnten Gebieten etwa vor "wilden Tieren" schützen oder auch Signale abfeuern. Der frühere NASA-Ingenieur James Oberg hatte verlangt, die geladene Waffe zu entfernen. Da Astronauten im All stark angespannt seien, habe eine Pistole dort nichts zu suchen.

Auf dem Rückflug ist die "Atlantis" um einiges leichter als bei ihrer Ankunft am 9. Februar. Das Labor-Modul "Columbus" ist ein zentraler europäischer Beitrag zur ISS. Der nächste Start einer Raumfähre zur ISS wird bereits vorbereitet: Für die Besatzung der "Endeavour" geht es am 11. März los.