Nicht kompatibel und billig:

Atari will hohe Produktion und kleine Preise

05.10.1984

TAIPEH/SAN FRANCISCO (CW) - Den ehrgeizigen Plänen der Atari Taiwan Corporation für eine vergrößerte Produktion und neue Mikrocomputer-Modelle steht die Branche skeptisch gegenüber. Besondere Bedenken gelten der unklaren finanziellen Basis des Herstellers - etwa den ausstehenden 300 Millionen Dollar bei Warner Communications.

In einem Presseinterview kündigte Sam Tramiel, der Sohn von Atari-Chairman Jack Tramiel, eine kräftige Ausweitung der Produktion in Asien und Europa - "zwischen drei und fünf Millionen" sowie die Ankündigung nachteiliger Verträge mit Lieferanten und Großkunden an.

Zur künftigen Produktpolitik kündigte Sam Tramiel für Januar 1985 die Einführung eines 16-Bit-Computers an, dem zu einem späteren Zeitpunkt ein 32-Bit-Rechner für professionelle Anwender folgen soll. Beide Geräte sollen mit selbstentwickelten Betriebssystemen arbeiten und nicht IBM-kompatibel sein. Der Preis des schnelleren Rechners werde unter 1000 Dollar liegen. Damit könnte ein noch stärkerer Preiskampf in dieser Geräteklasse eingeleitet werden, wird allgemein vermutet. Dazu Sam Tramiel: "Commodore ist Feind Nummer 1". Außerdem will Atari im Januar nächsten Jahres einen 8-Bit-Heimcomputer auf den Markt bringen, der völlig kompatibel zu ihrem derzeitigen Modell 800XL sein soll.

In Hongkong, wo Atari bisher lediglich Testanlagen betreibt, erwägt Atari den Beginn einer Montage. Auch in Japan ist der Aufbau eines Werkes vorgesehen, sagte Atari ohne nähere Angaben. In Irland, wo derzeit Spielautomaten hergestellt werden, plant Atari bis Ende dieses Jahres ebenfalls die Aufnahme der Computerfertigung.

Beim Vertrieb will Atari ebenfalls neue Wege einschlagen. In Europa plant das Unternehmen unbestätigten Berichten zufolge den Verkauf über Quelle und Dixons and Boots in den USA über K-Mart und Sears.