Kampf mit Global One um Großanwender

AT&T und BT formieren sich zu internationaler TK-Allianz

31.07.1998

Die Spatzen pfiffen die anstehende Allianz zwischen AT&T und BT schon länger von den Dächern. Der Deal lag aus zwei Gründen in der Luft: Erstens mußten die Briten dringend einen neuen US-Partner finden, nachdem BT vergangenes Jahr von Worldcom der amerikanische Kompagnon MCI ausgespannt wurde. Zweitens war auch AT&T unter Zugzwang, da die Nummer eins am US-Markt mit Unisource international nur ein schwaches Standbein in Europa hatte.

Den endgültigen Ausschlag für die Kooperation dürfte die kürzlich erfolgte Genehmigung der EU- und US-Behörden für die Übernahme von MCI durch Worldcom gegeben haben. Damit war für BT der Weg zum neuen Partner AT&T frei. Das Duo, das nun seinerseits die Zustimmung der europäischen und amerikanischen Wettbewerbshüter braucht, wird in das Joint-venture die gesamten grenzüberschreitenden Aktivitäten und Anlagen einschließlich aller internationalen Netze, Produkte und Kunden einbringen. Im Fall von BT ist dies die Tochter Concert, die im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 300 Millionen Dollar erwirtschaftete.

Die beiden TK-Giganten streben mit dem Gemeinschaftsunternehmen, dessen Name noch nicht feststeht, bereits im Startjahr einen Umsatz von zehn Milliarden Dollar sowie einen operativen Gewinn von einer Milliarde Dollar an. Insgesamt sollen rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Der Hauptsitz des Unternehmens, das AT&T und BT zu gleichen Teilen halten werden, soll an der Ostküste der USA liegen.

Durch diese Allianz entsteht dem Bündnis Global One, an dem die Deutsche Telekom, France Télécom und Sprint beteiligt sind, ein beachtlicher Rivale im Kampf um die Gunst multinationaler Anwender. BT hat, so die Meinung der Analysten, mit Concert hier bereits einen Vorsprung vor Global One, das immer noch rote Zahlen schreibt.

Das angloamerikanische Paar baut auf drei Säulen:

- Globaler Sprach- und Datenverkehr für multinationale Unternehmen und Institutionen.

- Globales Vertriebs- und Dienstleistungsgeschäft für international agierende Unternehmen.

- Internationales Carrier-Geschäft.

Aufgrund des Schulterschlusses mit BT wird AT&T 1999 aus der Worldpartner-Allianz ausscheren, an der die japanische KDD, Singapore Telecom und das europäische Konsortium Unisource beteiligt sind. Den Vertrag mit Unisource, einer Kooperation der niederländischen KPN, Swiss Telecom und der schwedischen Telia, plant AT&T ebenfalls zu kündigen und Mitte 2000 auszusteigen.

Starke Allianz

- 6500 international operierende Unternehmen und Carrier als Kunden

- 25 Milliarden Minuten Sprachverkehr pro Jahr

- 200 000 internationale Standleitungen

- Netzwerk in 237 Staaten weltweit

- 6000 Netzknoten in 52 Ländern

- 1000 Frame-Relay-Knoten in 40 Staaten

- Zwölf Management-Center