Unter Leitung von Unix-Erfinder Dennis Ritchie

AT&T stellt den Fahrplan für Java-Konkurrent Inferno vor

10.05.1996

Bei Inferno (italienisch Hölle) handelt es sich im Gegensatz zu Java um ein netzwerkfähiges Betriebssystem inklusive Programmierumgebung. Die Programmiersprache hört auf den Namen "Limbo", die virtuelle Maschine nach dem römischen Gott der Unterwelt auf "Dis".

Derzeit befindet sich das Projekt einem Bericht des englischen Branchendienstes "Unigram X" zufolge im Alphastadium, Lucent steht aber schon in Verhandlungen über die Lizenzierung des Quellcodes. Eine im Lauf des Jahres erwartete Betaversion will der Hersteller kostenlos über das Internet anbieten, um das Interesse von Entwicklern zu wecken. Dort http://www.bell-labs.com findet sich bereits jetzt ein sogenanntes "Buff Paper" - ein vierseitiger Überblick über Inferno.

Demnach zielt Lucents höllische Offensive wie Java auf den Markt aller netzwerkfähigen Geräte, darunter auch Set-top-Boxen, Telefone und Internet-PCs. Nach Angaben des Entwicklerteams unter Führung von C- und Unix-Erfinder Dennis Ritchie wurde das leicht portierbare Betriebssystem mit geringen Hardware-Anforderungen bereits für die Intel-, Mips- und AMD-29000-Plattformen angepaßt. Es läuft entweder als eigenständiges System oder innerhalb eines Host-Systems wie Windows 95 und NT, Unix und Bell Labs bisher nicht kommerziell verwertetem Unix-Nachfolger "Plan 9". Im ersten Fall ist der Betriebssystem-Kernel für alle hardwarenahen Operationen ausgelegt.

Die Programmiersprache Limbo ist an Pascal und C angelehnt, verfügt aber zusätzlich zu den dort üblichen Datentypen über solche für Listen, Datensätze, dynamische Felder und einfache abstrakte Typen. Sie unterstützt von Haus aus Multitasking. Der Compiler übersetzt ebenso wie Java Limbo-Programme in Byte-Code, der plattformunabhängig von der virtuellen Maschine Dis abgearbeitet wird.