Amerikanischer Telekom-Riese digitalisiert Weitverkehrstelefonnetz:

AT&T rechnet erstmals mit Jahresverlust

09.12.1988

NEW YORK (CW) - US-Telekom-Riese AT&T wird erstmals in seiner 103jährigen Unternehmensgeschichte ein Geschäftsjahr mit roten Zahlen abschließen. Dafür sorgt eine Abschreibung vor Steuern in Höhe von 0,7 Milliarden Dollar im vierten Quartal, die die Umstellung des Weltverkehrstelefonnetzes von Analog- in Digitaltechnik mit sich bringt.

Obwohl sich AT&T zu den finanziellen Jahresergebnissen noch bedeckt hält, schätzen US-Analysten, daß sich der Jahresverlust in einer Größenordnung zwischen 1,6 und 1,7 Milliarden Dollar bewegen wird. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Telekom-Konzern bei einem Umsatz von 33,6 Milliarden Dollar noch 2,04 Milliarden Dollar verdient.

Von den 6,7 Milliarden Dollar - die finanzielle Belastung fiel weitaus höher aus, als von den AT&T-Verantwortlichen erwartet - entfallen allein 5 Milliarden auf die Abschreibung von alten Vermittlungseinrichtungen. 400 Millionen Dollar sind an Umschulungskosten oder Abfindungsgeldern zu bezahlen. Aufgrund der Rundum-Modernisierung sind bei AT&T derzeit 16 000 Arbeitsplätze in Gefahr. Personal abgebaut werden soll vor allem im Operator-Bereich sowie in der Network Operation Group.

Amerikanische Analysten bewerten diesen Schritt der Totalumstellung des Weitverkehrstelefonnetzes von AT&T als eine aggressive, aber längst überfällige Maßnahme, seine Position als billigster Anbieter im telefonischen US-Fernverkehr zu sichern. Jack Grubman von der Paine Webber Inc. ist der Ansicht, daß AT&T ihr Telefonnetz bereits vor drei Jahren hätte digitalisieren müssen. Doch zu dem Zeitpunkt habe der Telekom-Riese die noch jungen und wesentlich kleineren Anbieter von Digitaltechnik, nämlich MCI Communications und Sprint Communication, nicht ernst genug genommen.