AT&T integriert Schnittstellen von Lotus und Microsoft in Intuity Unternehmen in USA regulieren den Sprachverkehr via E-Mail

14.10.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Die freie Kommunikation im Netz hat ein Ende. Zu viele Entgleisungen der Teilnehmer, etwa Beschimpfungen und Belaestigungen, veranlassten nun die ersten amerikanischen Unternehmen, den Sprachgebrauch via E-Mail, im Internet beziehungsweise in Online-Diensten zu regulieren. Gleichzeitig jedoch treiben die Anbieter entsprechender Kommunikationsloesungen den Ausbau ihrer Systeme voran. AT&T will zwei E-Mail- Schnittstellen in den Informationsdienst "Intuity" integrieren.

In den USA, wo technische Errungenschaften schneller akzeptiert und im Alltag genutzt werden, treibt laut einem Bericht der CW- Schwesterpublikation "Network World" die Kommunikation ueber E- Mail-Dienste mittlerweile seltsame Blueten.

Das Netz wird zum Medium fuer Schikanen

Von Beleidigungen, Belaestigungen und Schikanen im Netz wussten viele Redner auf der Konferenz Managing the Privacy Revolution in Washington zu berichten. Doch auch die lockere Art der Formulierung innerhalb der elektronischen Kommunikationswege passt vielen Managern nicht - sie haetten es gern ein wenig buerokratischer, und so suchen sie nach einem Kompromiss zwischen der Freiheit des Wortes und der besonnenen Geschaeftssprache.

Tenor aller Redner auf der Konferenz war, dass Richtlinien fuer die Verwendung der Nachrichtensysteme notwendig sind. Dahinter steckt die Angst, dass die Arbeitgeber fuer das Fehlverhalten ihrer Angestellten nach aussen haftbar zu machen sind.

Unternehmen haften fuer die Arbeitnehmer

Anne Brascomb, auf Kommunikationsrecht spezialisierte Anwaeltin und Lehrbeauftragte am Annenberg Public Policy Center der Universitaet von Pennsylvania, warnte die Konferenzteilnehmer: "Der Arbeitgeber traegt die Verantwortung fuer die Taetigkeiten der Angestellten."

Eastman Kodak hat bereits erste Massnahmen ergriffen. "Die Taktik besteht darin", so Robert Mirguet, Manager of Information Technology, "die Kommunikation im E-Mail so zu handhaben wie das Telefonieren. Zudem gibt es die Moeglichkeit, jederzeit die Informationsressourcen zu kontrollieren." Allerdings verschicken die Kodak-Mitarbeiter taeglich rund 400 000 E-Mails intern oder ueber das Internet. Kontrollen finden nur statt, wenn es zu Beschwerden gekommen ist. "Hauptursache von Ausfaellen sind Schikanen", so Mirguet. In dem Unternehmen hat es zudem Faelle gegeben, wo Angestellte die Kodak-Mailbox fuer private Geschaefte nutzten.

Dessen ungeachtet forcieren die Anbieter von E-Mail-Systemen ihre Bemuehungen, die Loesungen zu verbessern. AT&T hat Gespraeche mit den Herstellern der populaersten E-Mails wie Lotus und Microsoft aufgenommen, um eine Schnittstelle zu Sprach-, Fax- und Videonachrichten in den Informationsdienst Intuity zu integrieren. Die AT&T-Plattform erlaubt es Anwendern, verschiedene Nachrichtenformate in einer Mailbox zusammenzufassen, auf die der Anwender von einem Windows-PC oder einem Telefon aus Zugriff hat.

Von der Anbindung an die TK-Technik erhoffen sich die Gespraechspartner einen Schub beim Absatz von E-Mail-Systemen. Weniger als zehn Prozent der amerikanischen Bevoelkerung haben beispielsweise Zugang zum Internet, dagegen erreicht die Versorgung mit dem Telefon annaehernd 100 Prozent. Mit der AT&T- Initiative haetten Anwender Zugriff auf E- und Voice-Mail, Faxe sowie Videoinformationen.