Carrier will Komplettanbieter werden

AT&T entläßt 18000 Mitarbeiter

30.01.1998

CEO Armstrong macht Ernst mit seinem Sparkurs und will die jährlichen Unternehmenskosten um rund 3,5 Milliarden Dollar senken. Hierzu soll die Belegschaft, die derzeit 130000 Angestellte umfaßt, um elf bis 14 Prozent verkleinert werden. Betroffen ist vor allem das Kerngeschäft Fernmeldedienste. Die Unternehmensleitung hofft, durch eine attraktive Vorruhestandsregelung etwa 10000 bis 11000 Angestellten den Abschied schmackhaft machen zu können.

Doch Armstrongs Ambitionen gehen über die Senkung der Kosten hinaus. Es gilt, aggressive Newcomer wie Worldcom, die derzeit versuchen sich als Komplettanbieter auf dem US-Markt zu positionieren, in Schach zu halten. Ebenso erwächst dem Unternehmen aus dem Wiederentstehen von Netzanbietern, die sowohl landesweite Ferngespräche als auch lokale Verbindungen anbieten, eine zusätzliche Konkurrenz. AT&T will deshalb mit einem erweiterten Service-Angebot für lokale Netze und für Fernnetze sowie durch preisgünstige Angebote die Kunden bei der Stange halten. Jüngstes Beispiel ist der am Montag angekündigte erste landesweite Dienst für Internet-Telefonie "Worldnet Voice". Auch an zusätzliche Partnerschaften mit Equipment-Anbietern ist gedacht. Im Gespräch sind Sun, Digital, IBM, Microsoft sowie Visual Networks und RAD Data.

Schließlich soll AT&T nach den Wünschen Armstrongs eigene lokale und internationale Netze unterhalten. Hierzu war es bereits am Monatsanfang erstmals gelungen, mit dem milliardenschweren Kauf der Telefongesellschaft Teleport Communications im lokalen US-Telefonmarkt Fuß zu fassen.

AT&Ts Umstrukturierung wird bisher von der Börse honoriert, wie die am Montag veröffentlichten Geschäftsergebnisse für das vierte Quartal 1997 belegen. Zwar sanken die Einkünfte im Vorjahresvergleich von 1,62 Milliarden Dollar auf 1,32 Milliarden Dollar, der Ertrag je Aktie stieg jedoch gegenüber dem dritten Quartal 1997 von 75 auf 81 Cent. Das Unternehmen schließt das Geschäftsjahr 1997 trotz einer Umsatzsteigerung um 1,5 Prozent auf 51,5 Milliarden Dollar mit einem Rückgang der Nettoeinkünfte um 20 Prozent auf 4,472 Millarden Dollar.