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@CeBIT: Telekom rüstet IP-Backbone auf

25.02.2000

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Die Deutsche Telekom AG treibt die Expansion ihres IP-Netzes national wie auch global voran. Dazu kündigte sie Kooperationen mit Alcatel, Cisco Systems, Global Crossing und Lucent Technologies an. "Deutschland geht nicht nur online, sondern es eilt online", schwärmte Gerd Tenzer auf der CeBIT angesichts von 15 Millionen Online-Nutzern hierzulande. Der für Technik und Netze verantwortliche Vorstand der Telekom reklamierte in Hannover einen Teil des Web-Booms für sein Unternehmen. Tenzer schien dabei zu vergessen, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder höchstpersönlich noch vor zwei Wochen auf einer Telekom-Verantstaltung in Berlin Deutschland als europäisches Web-Entwicklungsland geoutet hatte.

Tenzer lobte vor allem die Leistungsstärke des nationalen Internet-Backbones der Telekom. Doch mit der derzeit vorhandenen Kapazität will sich der Carrier nicht zufrieden geben. Tenzer kündigte in Hannover den weiteren Ausbau des IP-Netzes mit Hilfe von Cisco Systems an. Unmittelbar vor der CeBIT hat der Telekom-Vorstand einen entsprechenden Vertrag mit Cisco-Boss John Chambers unterzeichnet. Über das Auftragsvolumen wollte Tenzer keine Angaben machen.

Präziser waren seine Aussagen hinsichtlich der geplanten Übertragungsleistung des IP-Backbones. Derzeit werden die wichtigsten Knotenpunkte des deutschen Netzes technisch aufgerüstet, um ab März ein Datenvolumen von 30 Gbit/s übertragen zu können. "Damit verbreitern wir unsere Daten-Highways um mehr als das Zehnfache", sagte Tenzer und fügte hinzu: "Die Telekom ist darauf vorbereitet, die Kapazität kurzfristig auf 80 Gbit/s hochzuschrauben."

Insgesamt wird der Bonner Carrier Tenzer zufolge in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Mark in den Ausbau der Internet-Infrastruktur investieren. Davon profitiert nicht nur Cisco als Auftragnehmer, sondern auch Konkurrenten wie Alcatel und Lucent Technologies. Beide sind für den Aufbau eines optischen Übertragungsnetzes auf Basis des Verfahrens Dense Wavelength Division Multiplexing (DWDM) sowie eines netzübergreifenden Network-Management-Systems verantwortlich. Lucent tritt dabei als verantwortlicher Systemführer auf.

Doch auch international möchte die Telekom den Ausbau ihres IP-Network forcieren. Die globale Infrastruktur soll laut Tenzer um weitere 90 Standorte in 40 Ländern erweitert werden, darunter die Städte Genf, Mailand und Zürich. Das dafür notwendige Glasfasernetz wird über 150 000 Kilometer lang sein. Diese Infrastruktur will der Bonner Carrier jedoch nicht überall selbst vorhalten. Wo keine entsprechenden Kapazitäten vorhanden sind, wird die Telekom zusammen mit Partnern Verbindungen aufbauen, ansonsten anmieten. Vergangene Woche hat Tenzer deshalb mit Global Crossing ein Abkommen geschlossen, das der Telekom zwischen Europa und Amerika ein zusätzliches Transfervolumen von 40 Gbit/s sichert.

Neben der IP-Infrastruktur beabsichtigt die Telekom ferner die weitere Expansion ihres T-DSL-Netzes (DSL = Digital Subscriber Line) als Zugangsweg zum Internet. Von gegenwärtig 50 Ortsnetzen soll der Dienst in diesem Jahr auf 220 ausgedehnt werden und damit theoretisch 17 Millionen Haushalte in Deutschland erreichen können. Zur Zeit nutzen laut Tenzer rund 10 000 Kunden den Service. Für Interessenten, die außerhalb der 220 Ortszonen liegen, kündigte der Telekom-Vorstand für die zweite Jahreshälfte eine Satellitenversion von T-DSL an. Zum Senden nutzt der Verbraucher dabei den ISDN-Kanal, der Empfang läuft breitbandig über Satellit.

Abschließend äußerte sich Tenzer zum Verkauf des Kabelnetzes. Nachdem am Dienstag der US-Investor Callahan Associates den Zuschlag für 55 Prozent der nordrhein-westfälischen Regionalgesellschaft erhalten hatte, rechnet Tenzer in den nächsten Wochen auch in den übrigen fünf Regionen mit endgültigen Vertragsabschlüssen. Den Regionalgesellschaften stehe es dabei völlig frei, so der Manager, alle Arten von Diensten anzubieten, auch im Wettbewerb zu ihren Gesellschaftern.