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@CeBIT: ITK-Markt - Wachstumsmotoren Mobilfunk und Internet-Dienste

24.02.2000

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Vom Abschneiden der deutschen ITK-Branche im vergangenen Jahr zeigte sich Bitkom-Präsident Volker Jung sehr begeistert. Auch die Aussichten für das laufende Jahr seien gut. Allerdings forderte der Verbandschef die Politik auf, gute Rahmenbedingungen in Sachen Ausbildung, Beschäftigung und Abgaben zu schaffen.

Bereits im Jahr 2003 werde der deutsche Markt für Informations- und Kommunikationssysteme die 300-Milliarden-Mark-Grenze erreichen, sagte Jung in Hannover. Für das laufende Jahr rechnet er mit Einnahmen von 235 Milliarden Mark, bereits 2001 sollen es 254 Milliarden sein. "Das macht unsere Branche mit deutlichem Abstand zur Nummer eins der deutschen Wirtschaft." 1999 kamen die Zuwächse, die den deutschen ITK-Markt um zehn Prozent auf 215 Milliarden Mark ansteigen ließen, vor allem aus der Mobilkommunikation mit einem Plus von 34 Prozent und von den Internet-Services, die um 37 Prozent expandierten. Allein mit Handys erwartet der Verband 2001 einen Umsatz in Höhe von 47 Milliarden Mark.

Jung erklärte das Thema "Mobility" zum alles bestimmenden Technologietrend, der außerdem europäisch geprägt sei. "Die europäische Industrie wird als Systemlieferant für den mobilen elektronischen Geschäftsverkehr weltweit führend sein." Jung begründete diese These mit der teilweisen Abkopplung der Amerikaner von der Entwicklung der Mobilfunkstandards. "Das mobile Internet des kommenden Jahrzehnts wird die Handschrift Europas tragen", prophezeite der Verbandsmann, der im Hauptberuf bei Siemens als Bereichsvorstand für das gesamte ITK-Geschäft verantwortlich ist.

Aus der starken Position seiner Branche heraus forderte Jung die Politik auf, für Planungssicherheit, qualifizierten Nachwuchs und neue Medien in den Schulen zu sorgen. Außerdem forderte er "einen Staat, der eine Vorreiterrolle beim Einsatz neuer Technologien übernimmt." Vor allem das Problem fehlender Arbeitskräfte brachte der Bitkom-Präsident deutlich zur Sprache. Angesichts der wenigen Informatik-Absolventen an deutschen Hochschulen und des trotz der verstärkten Anstrengungen der Industrie bei der Nachwuchsförderung leer gefegten Arbeitsmarktes forderte der Bitkom die Bundesregierung auf, 30 000 Visa für hochqualifizierte IT-Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland zu genehmigen. In Ungarn, Tschechien, der Ukraine, aber auch in Indien gebe es hervorragend ausgebildete Leute. "Jeder Arbeitsplatz, den wir heute ins Ausland abwandern lassen, ist für immer verloren", erklärte Jung.

Die Gewerkschafter der IG-Metall haben bereits kritisch auf den Vorstoß des Bitkom reagiert, 30 000 hochqualifizierten IT-Fachkräften eine Arbeitserlaubnis in Deutschland zu erteilen. In einer Erklärung heißt es, es gebe Gründe zu vermuten, dass "die Behauptung vom IT-Fachkräftemangel vor allem ein gut platzierter Marketing-Ballon ist mit dem Ziel, durch Arbeitskräfte-Import die Gehälter in der Branche zu drücken und die nötigen Investitionen für Qualifizierung zu sparen".