Asymmetrische Architektur schafft Limitierungen Apple will in das Geschaeft mit Multi-CPU-Systemen einsteigen

02.06.1995

MUENCHEN (CW) - Die Apple Computer Inc. steigt ab Herbst 1995 in das Geschaeft mit Multiprozessor-(MP-)Servern ein. Die Maschinen werden mit auf 120 Megahertz getakteten Power-PC-Chips arbeiten.

Die Server werden aehnlich den wahrscheinlich auf der PC Expo Mitte Juni in New York vorgestellten Systemen mit dem PCI-Bus ausgestattet sein. Allerdings sind sie mit groesseren Festplatten, mehr Arbeits-speicher und unterschiedlicher Software-Ausstattung versehen. Um Einzelprozessor-Maschinen mit zusaetzlichen CPUs hochzuruesten, muesse man, so die Informationen aus unternehmensnahen Kreisen, den Processor Direct Slot (PDS) nutzen.

Apple werde, wie ausserdem zu hoeren war, ein MP-System anbieten, das unter dem Mac-OS-Betriebssystem arbeitet. Ausserdem werde das Mac-Unternehmen aber auch Server vorstellen, auf denen AIX und Netware 4.1 laeuft. Diese Maschinen sollen die Unix-basierten Workgroup-Server 95 ersetzen.

Um das Mac-OS 7.5 fuer MP-Rechner tauglich zu machen, bedient sich Apple der Mithilfe der Daystar Digital Inc. beziehungsweise hat Lizenzrechte fuer deren "Npower"-Software gekauft. Daystar hat bereits einen MP-Macintosh-Clone angekuendigt.

Wie es weiter heisst, ist Apples zu erwartende MP-Architektur asymmetrisch ausgelegt. Trifft dies zu, waeren den Servern enge Grenzen gesetzt.

Verhaltener Start in die MP-Welt

Bei MP-Strukturen unterscheidet man zwischen lose und eng gekoppelten Architekturen. Eng gekoppelte Systeme werden noch in symmetrische und asymmetrische Topologien unterteilt.

Bei den asymmetrischen Strukturen sind nicht alle Prozessoren gleichberechtigt. Zwar besitzen die CPUs bei der Verarbeitung etwa von Benutzer- und System-Tasks gleiche Rechte. Ein-Ausgabe- Operationen sowie die meisten Interrupt-Anforderungen bearbeitet in den zu erwartetenden Rechnern hingegen eine sogenannte Master- CPU.

Im Gegensatz zu einer symmetrischen Architektur, bei der der I/O- Bus direkt an den System-Bus angekoppelt und damit auch fuer alle Prozessoren zugaenglich ist, wird der I/O-Bus bei der asymmetrischen Variante von der Master-CPU verwaltet.

Sie ist damit nicht nur fuer I/O-Routinen und Controller- Interrupts, sondern auch fuer die meisten Geraetetreiber sowie File- System- und Netzwerk-Kontroll-Module des Unix-Kerns verantwortlich.

Folge: Faellt der Master-Prozessor aus, steht das gesamte System. Ausserdem kommt es - insbesondere dann, wenn das System in Mehrplatz-Umgebungen eingesetzt werden soll - wegen der vielen Zugriffe auf Subkomponenten wie Massenspeicher oder Kommunikationskarten schnell zu Engpaessen.

Grundsaetzlich gilt bei asymmetrischen Konstruktionen: Bei mehr als zwei Prozessoren kann der Anwender nicht mehr mit einem linearen Leistungszuwachs rechnen. Allerdings laesst sich ein asymmetrisches System leichter implementieren. Fuer kleine Unix-Umgebungen eignet sich solch eine Architektur also durchaus.