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Thema des Tages

ASPs revolutionieren die IT-Welt

26.10.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Aufkommen der Application-Service-Providers (ASPs), die Software, Hardware oder Speicherkapazitäten vermieten, könnte für die traditionellen IT-Händler katastrophale Folgen haben - es sei denn, sie passen sich an das neue Geschäftsmodell an. Zu dieser Quintessenz gelangt die Studie "The ASPs´ Impact on the IT Industry" des Markforschungsunternehmens IDC (International Data Corp.). Die Auguren haben untersucht, wie der ASP-Markt die althergebrachte Beziehung zwischen Kunden und Herstellern zerrüttet, wie er die zentralen Bereiche Services, Software, Hardware, Kommunikation, Vertriebskanäle und Partnerschaften beeinflußt und welche Überlebensstrategien die IT-Anbieter ergreifen sollten.

Laut Marktforschungsinstitut Dataquest (Gartner Group) soll der ASP-Markt im Jahr 2003 über 22 Milliarden Dollar wert sein; im vergangenen Jahr lag das Marktvolumen bei unter einer Milliarde Dollar. Die herkömmlichen Hersteller dürfen IDC zufolge die Neuen im Geschäft auf keinen Fall ignorieren, vor allem da die ASPs für die Kunden enorme Vorteile bieten. Diese betreiben Datenzentren, die Softwarelösungen, Speicherkapazitäten und Hardware für Firmen bereitstellen. Statt dieses Equipment selbst zu kaufen und zu pflegen, können Unternehmen diese Leistungen mieten und via Internet beziehen. Meredith Whalen, die Leiterin der IDC-Studie, erläutert: "ASPs werden eine Veränderung bei den Dienstleistungen erzwingen. Diese werden standardisierter und schneller sein sowie eine operative Komponente besitzen." Die traditionellen IT-Anbieter können nur konkurrieren, wenn sie ähnliche Angebote auf die Beine stellen oder selbst zum ASP werden. Dies sei denn auch die zentrale Entscheidung, die alle Händler treffen müssen.

Die IDC-Studie liefert Tips zur Strategiefindung für Anbieter von Software, Hardware, Kommunikations-Equipment und Dienstleistungen. Um sich in dem veränderten Umfeld zurechtzufinden, rät die Studie allen Anbietern, sich über folgende Fragen klar zu werden: Wer sind in dem veränderten Markt künftig die Kunden? Welche strategischen Partnerschaften kommen in Frage? Wie verändert das Aufkommen der ASPs die Preis- und Marketing-Strategien?

Die Softwarehersteller müssen entscheiden, ob sie in Zukunft selbst zum ASP werden oder ihre Produkte an ASPs vermarkten sollen. Laut IDC hängt die Lösung von der Art der Software ab, die verkauft wird. Die Auguren raten den Tool- und Infrastuktur-Herstellern beispielsweise, ASPs als Kunden anzuvisieren, wie dies schon Marimba, Epicon, Citrix und Progress Software demonstrieren.

Hardwarehersteller - besonders diejenigen aus dem Speicherbereich - profitieren sogar von der ASP-Bewegung. Um Kunden ihre Anwendungen zur Verfügung stellen zu können, benötigen ASPs vor allem Speicherkapazitäten und Server. Hardware-Anbieter gehören daher zu den unerläßlichen Equipment-Lieferanten für alle Serverfarmen.

Die Service-Anbieter haben können ebenfalls entweder selbst zum ASP oder Partner eines ASP werden. Im ersten Fall würden die Dienstleister ihre ASP-Lösungen direkt an den Kunden weitergeben; im zweiten Fall würden sie den Service bei den ASP-Kunden implementieren.

Network-Service-Providers (NSPs) sind laut IDC immer gefragt, da die ASP-Dienste auf Netzwerktechnik basieren und darüber an die Kunden weitergegeben werden. Egal für welche Marktstrategie sich ein NSP entscheidet, wichtig ist nach Meinung der Analysten vor allem die ausreichende Kapazität der Netzwerke, damit das riesige Datenvolumen, das ASPs generieren, verarbeitet werden kann.

Letztendlich raten die Marktforscher den Herstellern, Vertriebskanäle und Partner mit Vorsicht zu wählen. Statt Hals über Kopf zum ASP zu werden, sollten sie zunächst strategische Partnerschaften schließen, die ganz spezifische Funktionen erfüllen und die zum Aufbau der Marktpräsenz eingesetzt werden können. Sollten die Kooperationen erfolgreich sein, können zusammen mit den Partnern schließlich Richtlinien und Programme für ein ASP-Netzwerk entwickelt werden.

Die Studie kann kostenlos auf der IDC-Homepage bezogen werden.