Gastkommentar

ASPs frühestens 2005 brauchbar

22.09.2000
Dr. Peter Dück, Vice President bei Gartner Research, München

Application-Service-Provider sorgen für Aufsehen. Ihr Marktvolumen belief sich 1999 weltweit schon auf eine Milliarde Dollar. Das ASP-Modell, das bislang oft nur als Erweiterung des Application-Outsourcing gilt, wird langfristig den Markt der IT-Dienstleistungen entscheidend prägen. Trotz seines Potenzials ist aber der ASP-Markt noch unreif: Unternehmen haben kaum Erfahrungen. Anbieter sind auf diesen Markt stärker angewiesen als Kunden.

Allzu ungeduldige Erwartungen an ASP wären verfrüht: In den nächsten zwölf bis 18 Monaten sieht Gartner zunächst eine Phase der Desillusionierung, verbunden mit einer starken Konsolidierung des Marktes, so dass sich ASP frühestens 2005 zu einem brauchbaren Element der Unternehmensstrategie entwickeln kann. Die Hälfte der heutigen ASPs werden schon bis Ende 2002 das Handtuch werfen müssen, was auf unausgereifte Geschäftsmodelle, falsche Partnerwahl und mangelnde Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist.

In Europa ist die Akzeptanz von ASP für Unternehmensanwendungen noch gering. Allerdings haben zum Beispiel zahlreiche deutsche SAP-Partner bereits Erfahrungen mit der Entwicklung branchenspezifischer Lösungen. Daraus könnte eine ASP-Welle entstehen, sobald diese Anbieter die nötigen Allianzen mit Betreibern großer Rechenzentren und Netzwerk-Providern aufbauen.

Unternehmen sollten ASPs durchaus heute schon bei ihrer strategischen Planung Beachtung schenken, aber deren Dienstleistungen "taktisch" und anhand sorgfältig definierter Kriterien einkaufen. Das Motto lautet: Mit einzelnen Anwendungen und kurzfristigen Verträgen erste Erfahrungen sammeln!