Neuer BSI-Chef ernannt

Arne Schönbohm: Ökonom und umstrittener Sicherheitsexperte

18.02.2016
Es dauerte lange, bis der wichtige Chefposten beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik besetzt wurde. Das lag auch daran, dass über den Kandidaten heftig gestritten wurde.

Die Ernennung von Arne Schönbohm zum Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) war bereits bei Bekanntwerden der Pläne auf scharfe Kritik gestoßen. Skeptikern gilt Schönbohm als ausgewiesener Lobbyist der IT-Wirtschaft. Sie sprechen ihm die nötige Neutralität ab. Auch seine fachliche Kompetenz in Sicherheitsfragen wurde in Frage gestellt. So bezeichnete Constanze Kurz vom Chaos Computer Club den 46-Jährigen als "Cyberclown", der in erster Linie Ökonom, aber kein Sicherheitsexperte sei.

Arne Schönbohm ist der neue Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.
Arne Schönbohm ist der neue Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.
Foto: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

BSI-Chef Schönbohm: Umstrittene Personalie

Schönbohm wurde als Sohn des CDU-Politikers und ehemaligen Brandenburger Innenministers Jörg Schönbohm am 28. Juli 1969 in Hamburg geboren. Der diplomierte Betriebswirt studierte internationale Betriebswirtschaft in Dortmund sowie in London und Taipeh. Berufliche Stationen waren unter anderem DaimlerChrysler Aerospace und der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS. Zur Zeit leitet Schönbohm die BSS BuCET Shared Services AG, eine Beratungsfirma für IT-Sicherheit. Zudem sitzt der Vater dreier Kinder dem Verein Cyber-Sicherheitsrat vor.

Mit der Gründung des Vereins im Jahr 2012 hatte sich Schönbohm auch in der Regierungskoalition nicht nur Freunde gemacht. Denn der Name stimmt weitgehend mit dem des 2011 von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Nationalen Cyber-Sicherheitsrats überein. Der Verein gibt sich damit bewusst einen pseudo-regierungsoffiziellen Anstrich. Das Innenministerium wiederholte noch im Mai eine Anordnung, dass die Sicherheitsbehörden Distanz zu dem Verein wahren sollten. Im Nationalen Cyber-Sicherheitsrat, der inzwischen auch Cyber-Abwehrzentrum genannt wird, entwickeln Vertreter von Politik und Wirtschaft gemeinsam Strategien gegen Cyber-Angriffe.

IT-Lobbyismus und das Sicherheitsgesetz

Auf der Mitgliederliste des Vereins Cyber-Sicherheitsrat stehen unter anderem die Energieriesen RWE und Eon, IT-Unternehmen wie IBM, Kaspersky und NXP, sowie die Online-Apotheke DocMorris - aber auch die Gewerkschaft der Polizei. Als Vorsitzender des Vereins gilt Schönbohm bei Kritikern deshalb als Lobbyist der IT-Wirtschaft.

Schönbohm hat sich zudem als Gegner des von der Bundesregierung vorgelegten IT-Sicherheitsgesetzes aus der Feder des Innenministers Thomas de Maizière (CDU), dem der BSI unterstellt ist, einen Namen gemacht. Er attestierte dem Gesetz die Schulnote "mangelhaft". In der Position des Präsidenten des BSI wäre er jedoch für die Durchsetzung dieses Gesetzes verantwortlich. Laut Innenministerium will Schönbohm bei Amtsantritt seine Unternehmensanteile verkaufen und von seinem Amt im Cyber-Sicherheitsrat zurücktreten. (dpa/fm)