Veto der Kartellbehörden

ARM-Übernahme durch Nvidia geplatzt

08.02.2022
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die rund 66 Milliarden Dollar schwere Übernahme von ARM durch Nvidia ist vom Tisch. Nun plant ARM-Eigentümer Softbank einen Börsengang des britischen Chipdesigners.
Nvidia muss die geplante Übernahme von ARM abblasen.
Nvidia muss die geplante Übernahme von ARM abblasen.
Foto: JoemanjiArts-ESOS - shutterstock.com

Die Bedenken der Kartellbehörden seien zu groß, die regulatorischen Hürden zu hoch gewesen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von ARM und Nvidia. Daher habe man sich dazu entschlossen, den Milliarden-Deal abzublasen.

Nvidia hatte im September 2020 kundgetan, den britischen Chip-Designer ARM übernehmen zu wollen - in Aktien und bar. Zum damaligen Zeitpunkt wäre der Deal etwa 40 Milliarden Dollar wert gewesen. Angesichts der Kurssteigerungen der Nvidia-Aktie hätte das Geschäft zum jetzigen Zeitpunkt ein Volumen von 66 Milliarden Dollar gehabt. Zwischenzeitlich wäre der Deal, angesichts eines Nvidia-Hochs im vergangenen November, sogar mit 87 Milliarden Dollar bewertet worden.

ARM fertigt selbst keine Chips, sondern entwickelt lediglich deren Designs. Und das sehr erfolgreich. In fast allen mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets arbeiten Chips auf ARM-Basis. Hersteller wie Qualcomm und Samsung setzen auf die Entwicklungen der Briten. Zuletzt war sogar Apple mit seinen Mac-Rechnern umgeschwenkt. Statt Intel-Chips verbaut Apple in den kommenden Produktgenerationen eigene CPUs, die auf ARM-Designs basieren. ARM-Chips arbeiten besonders energieeffizient - gerade im mobilen Bereich ein kritischer Faktor. Selbst Intel konnte den Briten trotz hoher Entwicklungsinvestitionen in diesem Markt bis dato nichts Gleichwertiges entgegensetzen.

Kartellwächter blieben skeptisch

Angesichts dieser Abhängigkeiten hatten auch viele Gerätehersteller Bedenken wegen der Übernahme von ARM durch Nvidia geäußert. Sie sahen die Gefahr, dass Nvidia seine eigenen Produkte enger und besser mit ARM-Techniken verzahnt, und sich damit einen Vorteil im Markt verschafft. Zwar hatten die Nvidia- und ARM-Verantwortlichen immer wieder betont, man werde auch nach der Übernahme an der offenen Lizenzvergabe an andere Hersteller festhalten. Doch das konnte die Wettbewerbshüter nicht überzeugen.

Bis zuletzt hatten Kartellbehörden befürchtet, Nvidia könnte die Kombination mit ARM dazu nutzen, sich einen Vorteil im Wettbewerb zu verschaffen. Im Dezember 2021 hatte die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) sogar eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Die Übernahme könnte Innovationen ausbremsen, so die Befürchtung der Handelsbehörde.

Softbank will ARM an die Börse bringen

Softbank, der japanische Eigentümer von ARM, muss sich nun etwas Neues einfallen lassen. Die Japaner hatten ARM im Jahr 2016 für 32 Milliarden Dollar übernommen. Für den geplatzten Deal erhält Softbank von Nvidia 1,25 Milliarden Dollar Ausfallprämie. Angeblich ist dieser Betrag bereits beglichen. Softbank plant nun, ARM als eigenes Unternehmen an die Börse zu bringen. Das Initial Public Offering (IPO) soll bis März 2023, zum Ende des nächsten Fiskaljahrs von Softbank, über die Bühne gehen.

Mit dem geplanten Börsengang gehen auch personelle Veränderungen einher. ARM-CEO Simon Segars legt sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Den Chefposten übernimmt René Haas, bis dato als President verantwortlich für den Intellectual-Property-(IP-)Bereich von ARM. Zuvor hatte Haas als Vice President und General Manager das Geschäft für Computing-Produkte bei Nvidia verantwortet.

Simon Segars, seit 2013 CEO von ARM, räumt seinen Posten.
Simon Segars, seit 2013 CEO von ARM, räumt seinen Posten.
Foto: GSMA

Der Wechsel auf dem Chefsessel bedeutet eine Zeitenwende bei den Briten. Segars arbeitete seit 1991 bei ARM. Er war der 16. Mitarbeiter auf der Gehaltsliste des Chipdesigners. Im Juli 2013 hatte er Warren East als CEO von ARM abgelöst.