Finanzielle Substanz angeblich gesichert

Ariba übt sich in weiteren Durchhalteparolen

02.11.2001
MÜNCHEN (CW) - Ähnlich wie zuletzt Wettbewerber Commerce One legte nun auch Ariba eine katastrophale Quartalsbilanz vor. Der Vorteil des Spezialisten für elektronische Marktplätze könnte jedoch sein, dass er seinen Restrukturierungsprozess schon weitgehend abgeschlossen hat.

Die Zahlen, die Ariba Ende vergangener Woche für das vierte Quartal 2001 veröffentlichte, sprechen eine klare Sprache: Mit 62,6 Millionen Dollar Umsatz gelang angesichts der zuvor mehrmals korrigierten Prognosen zwar eine Punktlandung; der Rückgang gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres (134,9 Millionen Dollar) betrug jedoch mehr als 54 Prozent. Kaum erfreulicher entwickelte sich die Ertragsseite, wo mit einem Nettoverlust von 224,3 (339,4) Millionen Dollar erneut ein kräftiges Minus in den Büchern steht. Auch im operativen Geschäft, also ohne Berücksichtigung von Akquisitions- und Restrukturierungsaufwendungen, schrieb Ariba mit minus 27,7 Millionen Dollar rote Zahlen, während man im vierten Quartal 2000 mit einem negativen Ebit von 1,1 Millionen Dollar immerhin die schwarze Null erreicht hatte. Im gesamten Geschäftsjahr 2001 kam der E-Procurement-Anbieter damit auf einen Umsatz von 408,8 (279,0) Millionen Dollar, was einem Zuwachs um 47 Prozent entspricht. Der operative Verlust beläuft sich auf 88,1 (29,5) Millionen Dollar.

"Profitabilität ist in Reichweite"Aribas bisheriger Finanzchef Robert Calderoni, der erst vor gut zwei Wochen das Amt des CEO von Vorgänger Keith Kracht (siehe CW 43/01, Seite 34) übernommen hat, gibt sich weitgehend bedeckt. Man habe angesichts des generell schlechten Marktumfeldes ein "solides Quartal" hingelegt. Wann das Unternehmen unter den deutlich erschwerten Bedingungen den Breakeven erreichen werde, ließ der neue Ariba-Frontmann indes offen. "Profitabilität ist in Reichweite", hieß es lediglich. Die Gefahr, finanziell auszubluten, besteht laut Calderoni nicht. Die Company besitze noch immer liquide Mittel in Höhe von rund 295 Millionen Dollar. Er rechne nicht damit, dass diese Barreserven binnen des kommenden Jahres unter die 250-Millionen-Dollar-Marke fallen.

Auch Branchenkenner zeigten sich nicht ganz so skeptisch wie zuletzt beim Ariba-Konkurrenten Commerce One, der dramatisch eingebrochene Lizenzumsätze melden sowie die Entlassung von knapp der Hälfte der Belegschaft ankündigen musste. Mit 32,6 Millionen Dollar konnte Ariba selbst im vierten Quartal noch immer knapp über die Hälfte des Gesamtumsatzes im Lizenzgeschäft erzielen. Zudem sprächen das von den Kaliforniern für das erste Quartal avisierte Umsatzziel von 50 bis 55 Millionen Dollar sowie geplante Betriebskosten von gut 60 Millionen Dollar für eine realistische Markteinschätzung und eine halbwegs vernünftige Kostenstruktur, hieß es. Positiv wirke sich in diesem Zusammenhang auch aus, dass sich Ariba schon im Mai nach einem verhagelten zweiten Quartal von rund 700 Mitarbeitern getrennt habe.

Allerdings müsse nun Ruhe in die Company einkehren, die zuletzt durch den dritten CEO-Wechsel binnen eines Jahres einen regelrechten Kehraus beim Topmanagement erlebt hatte. Ob das Geschäft mit reinen E-Procurement-Lösungen tatsächlich noch eine Zukunft hat, dürfte sich Experten zufolge im ersten Halbjahr 2002 definitiv herauskristallisieren. Auch Calderoni äußerte sich hierzu nur indirekt, indem er 49 im letzten Quartal abgeschlossene Verträge zum Bau von Marktplätzen mit zum Teil prominenten Neukunden explizit herausstellte. Gleichzeitig bekräftigte er jedoch die bereits von Vorgänger Kracht gemachten Ankündigungen, wonach der Schwerpunkt der Company künftig eher in den Bereichen E-Procurement-Management und -Analyse liegen soll.