Schwächen liegen noch im Übertragungsmedium:

Argwohn mindert Chance für mobile Terminals

23.07.1982

MÜNCHEN - Die Chancen mobiler Datenstationen nicht nur als "Eintagsfliegen" in der EDV-Branche, sondern durchaus als zukunftsträchtige Möglichkeit der Datenübertragung zu gelten, steigen allen Akzeptanzhürden zum Trotz. Einen Vergleich zwischen den tragbaren Terminals und ihren Konkurrenten, den tragbaren Mikrocomputern, zieht Paul Hoffmann von der Wetronic Automation GmbH, München.

Taschenrechnergroße Erfassungsterminals speichern bereits etliche hunderttausend Zeichen und verfügen über eigene Intelligenz, um beispielsweise Plausibilitätsprüfungen durchführen zu können. Es wird zwar in näherer Zukunft auch Geräte geben, die Gesprochenes direkt in Zahlen- oder Buchstabenfolgen verwandeln, doch Datenerfassung über Tastatur wird dem Anwender sicher noch über Jahre erhalten bleiben.

Soll die mobile Kommunikation von möglichst vielen Punkten aus realisiert werden, zum Beispiel vom Büro oder der Wohnung des Kunden, bietet sich zwangsläufig das Telefon als Übertragungsmedium an. Einen Engpaß bei der Übertragungsgeschwindigkeit bildet dabei zum einen die Beschaffenheit der Telefonkapseln, zum anderen die Qualität der Telefonleitung selbst.

Hohe Kosten

Einen weiteren Nachteil dieser Art von Datenvermittlung stellen die relativ hohen Gebühren dar. Doch dieses Kostenproblem tritt bei Ausnutzung neuer Dienste der Bundespost, gar nicht erst auf. Im Datex-P gibt es die Möglichkeit der Gebührenübernahme durch den Angerufenen. Wieviel er bezahlen muß, ist nicht mehr von der Entfernung, sondern vom Volumen der Daten abhängig.

Problematisch für die Installierung von mobilen Datenerfassungsgeräten (MDE) dürfte auch die derzeit noch mangelnde Akzeptanz beim Anwender sein. Unternehmen, die diese Technologie einsetzen wollen, haben mit dem Argwohn der Außendienstmitarbeiter zu kämpfen. Ist der Nutzen aktueller Information jedoch erst einmal erkannt, dürften sich diese Bedenken durchaus ausräumen lassen.

Da sich die Art der Datenübermittlung bei Einsatz eines mobilen Terminals nicht grundlegend ändert, ist es sinnvoll, das Gerät ähnlich den fest installierten Terminals zu konfigurieren. Als Eingabefeld bietet sich demnach eine Schreibmaschinentastatur an. Ausgabemedium für Empfangs- und Sendedaten sollte ein kleines Druckwerk, zweckmäßigerweise ein Thermoprinter sein. Ferner müssten die MDE-Geräte auch dem Konzept eines Bildschirmterminals gerecht werden und alle Daten am Bildschirm aufzeigen. Nachdem sich bei standortfesten Terminals das 1920-Zeichen-Format (24 mal 80 Zeichen) durchgesetzt hat, liegt es nahe, dieses Format auch bei den mobilen Neuerungen zu übernehmen. Last not least sollte das ganze Modell inklusive Akustikkoppler nicht größer und schwerer als ein Aktenkoffer sein.

In den USA gibt es neuerdings einige Taschenterminals mit verkleinerter Schreibmaschinentastatur und 1-Zeilen-Display, meist etwa 40 Zeichen in einer Zeile. Die Schwäche liegt hier aber in der geringen Menge der darzustellenden Informationen durch das Display. Wird ferner ein Ausdruck auf Papier notwendig, so muß ein externer Printer mitgeführt werden. Inwieweit diene Sparversionen im mobilen Bereich überhaupt Resonanz finden, bleibt abzuwarten.

Auch auf dem Gebiet tragbarer Microcomputer gibt es inzwischen einige Neuerungen. Integrierte Diskettenlaufwerke lassen aberkannt Platz für einen 80x24-Zeichen-Bildschirm oder einen eingebauten Drucker. Überhaupt liegen die Stärken des tragbaren Computers etwas abseits vom Weg des Gedankens ans mobile Terminal. Während der Einsatz mobiler Terminals vom entfernt plaziertem Computer kontrolliert und unterstützt wird, erfordert der tragbare Mikro Bedienungskenntnisse wie Disketten-Handling, Programmaufruf etc., also mehr als bloßes Telefonhörer-Einlegen.

Integration

Die Einführung mobiler Terminals innerhalb eines Unternehmens erfordert die Integration in die Gesamt-EDV. Das Einlegen von Standarddisketten, die alle Probleme ohne Mitarbeiter der Systemprogrammierung, der Organisationsabteilung und aller sonstigen Beteiligten lösen, ist und bleibt Wunschdenken.

Möglich, daß im Rahmen der Weiterentwicklung auf diesem Sektor das mobile Terminal flacher, schöner, das Gewicht reduziert oder der Drucker schneller wird. Der Engpaß Übertragungsweg läßt sich dadurch nicht eliminieren. Der Anwender kann und muß also mit dem bereits Machbaren noch einige Zeit vorliebnehmen. Was will man mehr verlangen, wenn die Anwendung ihre Dienste tut, die Gebühren im Rahmen bleiben und das schwache Glied in der Übertragungskette, das Telefon, sogar die Gewißheit gibt, ein Gerät erworben zu haben, das nicht schon morgen im Museum zu besichtigen ist.