Arcor sperrt Pornosites aus – Industrie sieht Aktion kritisch

12.09.2007
Arcor hat seinen Kunden den Zugang zu drei pornografischen Webseiten gesperrt. Angeblich habe ein Konkurrent der Seitenbetreiber den jeweils fehlenden, in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen, Altersnachweis beanstandet.

Unter den betroffenen Websites befindet sich unter anderem das stark frequentierte Suchportal Youporn. Arcor-Sprecher Paul Gerlach widersprach Vorwürfen, dass Arcor mit seinem Vorgehen Zensur betreibe. Dem Unternehmen sei eine bewiesene Beschwerde zugegangen, dass die Angebote gegen deutsches Recht verstießen, weil sie durch die fehlende Altersverifikation auch Minderjährigen den Zugriff auf ihre Angebote erlaubten. Daher blockiere Arcor den Zugang zu den Sites zentral, bis der Fall geklärt sei. Betroffen sind über vier Millionen Arcor-Kunden und offenbar auch die Nutzer des UMTS-Dienstes von Vodafone. Eine offizielle Kundeninformation seitens Arcor hat es bislang nicht gegeben.

Der Verband der deutschen Internetwirtschaft Eco sieht die Sperrung der Seiten kritisch, da die Aufforderung von einem Konkurrenzunternehmen der Industrie und nicht von offizieller Seite erfolgte. "Wenn Wettbewerber jetzt die Webseiten ihrer Konkurrenz sperren lassen wollen, lässt sich das beliebig erweitern", sagte der stellvertretende Eco-Vorsitzende Oliver Süme. Andere Provider befürchteten nun, dass auf sie eine ganze Schwemme von Sperrungsauforderungen zukomme - nicht nur bezüglich Pornosites. Auch Filesharing-Seiten oder Glücksspielanbieter könnten betroffen sein. Laut Süme bestehe die Gefahr, dass die Grenzen verschwimmen, weil ein Provider nicht immer sicher entscheiden könne, ob ein Internetangebot nach deutschem Recht legal sei oder nicht. Beim Eco-Verband träfen täglich Beschwerden über vermeintlich illegale Webangebote ein, aber nur ein Bruchteil davon hielte der folgenden gesetzlichen Prüfung nicht stand. (sh)