Archivierung der "Library of Congress" in Planung IBM macht Dokumente ueber Reformation online verfuegbar

01.09.1995

MUENCHEN (CW) - Die IBM startet ein neues Mammutprojekt: die Digitalisierung der ueber 50 000 Exponate aus der Lutherhalle Wittenberg, dem weltweit groessten Museum fuer Reformationsgeschichte. Viel Groesseres noch plant die IBM in den USA: Die elektronische Archivierung der "Library of Congress" in Washington, der groessten Bibliothek der Welt, hat das Unternehmen vor kurzem begonnen.

Das Projekt "Luther Digital" soll die Exponate einem groesseren Publikumskreis zugaenglich machen, ohne dass sie in Mitleidenschaft gezogen werden. Ueber die ueblichen Online-Dienste wird sich dann jeder die Ausstellungsstuecke anschauen koennen, wenn sie erst einmal eingescannt sind - und zwar nicht nur Texte, sondern auch Fotos sowie Video- und Audioaufnahmen.

100 Millionen Buecher im digitalen Zugriff?

Alte, kaum entzifferbare Dokumente versucht man elektronisch zu restaurieren. Erstaunlicherweise kann die digitale Kopie nach Aussagen der IBM besser sein als das Original. Farbabgleich, Kontrastverstaerkung und Farbisolation machen es moeglich.

Die Digitalisierung eroeffnet auch der Wissenschaft neue Wege: So koennen zum Beispiel durch die Verknuepfung bestimmter Suchkriterien Schriften verglichen oder Bestaende neu gegliedert werden.

Zum Einlesen besonders kostbarer Bibeln und anderer gebundener Schriften hat Big Blue in seinem Forschungsinstitut in Yorktown Heights/USA einen Scanner entwickelt, der auch den Inhalt von Buechern aufzeichnen kann, die nicht mehr ganz geoeffnet werden koennen.

Die Beteiligung der IBM an dem Projekt "Luther Digital" sei fuer drei Jahre kostenlos, sagte Christiane Hinze, Pressesprecherin des Unternehmens. Die Digitalisierung des gesamten Bestandes der Lutherhalle werde aber sicher mehr Zeit in Anspruch nehmen. Eine Dauer von etwa zehn Jahren sei realistisch. Als "zukunftstraechtiges Geschaeftsfeld" bezeichnete ein anderer Firmensprecher die Kunstarchivierung.

Die IBM arbeitet derzeit neben "Luther Digital" an der digitalen Archivierung einer ganzen Reihe international bekannter und kulturhistorisch einzigartiger Projekte. Hierzu gehoeren die Bestaende der "Library of Congress" in Washington. Die Library of Congress enthaelt etwa 100 Millionen Exponate, also 2000mal so viele wie die Lutherhalle Wittenberg. Damit ist sie die groesste Bibliothek der Welt. Welche Teile dieser Bibliothek ueberhaupt und welche zuerst eingescannt werden sollen, sei derzeit noch in der Diskussion, sagte Hinze.

Ausserdem digitalisiert die IBM Bestaende des "Archivo General de Indias" in Sevilla aus der Zeit von 1492 - 1898 und Exponate aus der Vatikanischen Bibliothek in Zusammenarbeit mit der "Pontificial Catholic University of Rio de Janeiro".