Architektur

31.07.1998

Um die Browser-Fähigkeit der Oracle Applications zu erreichen, können die Anwendungsbausteine, die in "Oracle Forms" entwickelt wurden, von einem Web-Applikations-Server aus als Applet geladen werden. Eine "Developer/2000"-Engine mit "Web-Cartridge" fungiert dazu als eine Art Java-Wrapper. Sie kompiliert die Forms-Masken neu und schickt die 1 bis 3 KB großen Programme an das Ausgabegerät, wo sie im Browser von Netscape oder Microsoft auf PCs, Macs, Motif-Oberflächen oder NCs lauffähig sind.

Aufgrund der geringen Größe der Datenpakete soll das Antwortzeitverhalten besser sein als bei Anwendungen, die proprietäre Front-end-Software verwenden. Gleichzeitig muß somit bei einem Release-Wechsel keine neue Version von Front-end-Software eingespielt werden - ein Vorgang, der bei mehreren tausend Usern teuer werden kann.

Rückgrat der Applications 11 ist Oracles "Network Computing Architecture" (NCA), die erstmals mit der Vorgängerversion 10.7 zur Verfügung stand. Als Basis für diese Architektur kommen im wesentlichen Internet-Standards und -Protokolle zum Tragen. Beim Komponentenmodell hat sich Oracle der Common Object Request Broker Architecture (Corba) der Open Management Group verschrieben. Oracle hat die Corba-Spezifikation um eigene Ausprägungen etwa mit seiner "Cartridge"-Technik erweitert. Unternehmensinternen Quellen zufolge wird jedoch auch über das Component Object Model (COM) des Erzrivalen Microsoft laut nachgedacht.

Bei der Frage der Datenbank für die Applications kommt verständlicherweise nur das hauseigene Produkt in Frage. Dadurch sind die Anwendungen stark mit dem Datenspeicher integriert, wodurch auf eine separate Zugriffsschicht zwischen Applikations-Server und Datenbank verzichtet werden kann. Oracle verspricht dadurch erhebliche Performance-Vorteile. Der Nachteil ist, daß Oracle-Kunden keine Alternative bei Wahl des Datenspeichers bleibt, während Mitbewerber wie SAP und Baan ihre Produkte auf Basis von "Informix", "Sybase", "DB/2" und dem "SQL Server" anbieten.