Merger stärkt Position im Analyse-Softwaremarkt

Arbor und Hyperion fusionieren

05.06.1998

Der Schulterschluß der beiden Unternehmen soll ihre Position im Markt für Analysesoftware stärken. Konkurrenten sind insbesondere Oracle ("Oracle Express") und Microsoft. Die Gates-Company hat zwar bislang noch keine Olap-Maschine. Doch allein die Ankündigung des Produkts "Plato", einer Olap-Engine, die mit dem nächsten Haupt-Release der Microsoft-Datenbank "SQL Server 7.0" gebündelt werden soll, setzt Mitbewerber massiv unter Druck, konstatiert Mike Schiff, Analyst bei Current Analysis. "Mit dem Merger verstärkt sich Arbor auch im Anwendungsumfeld und hat hier gegenüber Microsoft die Nase vorn", erklärt er weiter. Auch Datenbankanbieter Oracle und dessen Oracle Express Olap-Datenbank könne man so auf die Plätze verweisen.

Für Matthew Goldsbrough, Vice-President European Marketing von Hyperion, ist dagegen nicht die Dominanz von Microsoft oder Mitbewerber Oracle ausschlaggebend für den Zusammenschluß: "Plato ist für uns keine Konkurrenz. Wir arbeiten eng mit Microsoft zusammen und planen, Anwendungen für das Unternehmen zu entwickeln." Dem "Noch-Marktführer" bei Olap-Datenbanken, Oracle, sei man durch den Merger nun sogar eine Nasenlänge voraus.

Der Kauf soll vorbehaltlich der Zustimmung der Kontrollbehörden noch diesen Sommer über die Bühne gehen.

Viel wichtiger, so Goldsbrough, seien die Vertriebskanäle beider Unternehmen, die sich sehr gut ergänzten. "Hyperion hat ein dichtes Netz eigener Niederlassungen, während Arbor mit vielen Vertriebspartnern zusammenarbeitet." Daher könne sein Unternehmen nun neue Wege bei der Vermarktung von Produkten gehen.

Auch die Portfolien würden sich trotz einiger funktionaler Überlappungen hervorragend ergänzen (siehe Kästen). Das Gleiche gelte für die installierte Basis: "Unsere gemeinsamen Kunden haben in der Vergangenheit glücklicherweise Produkte gekauft, die sich funktional nicht überschneiden. Da gibt es keine Probleme", erklärt der Hyperion-Manager. Weniger aussagefreudig zeigte sich Goldsbrough in puncto Personalfragen: "Wir können heute noch nicht absehen, ob Mitarbeiter entlassen werden oder nicht". Man habe jedoch mehr als genug zu tun und werde alles daran setzen, das Personal zu behalten. Auch über die Zukunft der Kooperation mit der Baan Company wollte sich Goldsbrough nicht konkret äußern.

Aktionäre reagieren übervorsichtig

Viele Aktionäre reagierten auf den Merger sensibel und verkauften beide Titel. Als Grund für die Irritationen bei den Anlegern nennen Analysten die unterschiedlichen Umsatz- und Gewinnerwartungen der Unternehmen. Hyperion rechnet mit einem Umsatzzuwachs von 32 Prozent und schätzt, 20 Prozent bei den Gewinnen zulegen zu können. Arbor dagegen prognostiziert ein Umsatzplus von 50 und eine Steigerung der Erlöse um 70 Prozent. Anlegern sei nicht klar, in welche Richtung sich das neue Unternehmen nun entwickeln werde, lautet die Einschätzung. Der Aktienwert von Arbor rutschte um rund 30 Prozent ab und schloß bei 33,8 Dollar. Hyperions Notierung verlor 23 Prozent und landete bei 31,3 Dollar.

Das fusionierte Unternehmen wird den Namen Hyperion Solutions Corp. tragen und sein Hauptquartier in Sunnyvale, Kalifornien, aufschlagen, dem bisherigen Headquarter von Arbor. Beschäftigt werden rund 1800 Mitarbeiter in 26 Ländern. Der gemeinsame Umsatz beträgt auf Basis des Ergebnisses für das erste Quartal 1998 rund 350 Millionen Dollar (Arbor 82, Hyperion 271 Millionen). Der Börsenwert beläuft sich auf etwa 1,3 Milliarden Dollar. John Dillon, bisheriger Chief Executive Officer (CEO) und Chairman von Arbor, wird künftig CEO des gemeinsamen Unternehmens. Hyperions bisheriger CEO Jim Perakis soll künftig die Funktion des Chairmans übernehmen.

Hyperion

1300 Mitarbeiter, 3300 Kunden weltweit. Hauptsitz in Deutschland ist Frankfurt am Main.

Werkzeuge für Finanzanalyse und Controlling (www.hyperion. com):

"Hyperion Pillar": Budgetplanung

"Hyperion Enterprise": Konsolidierung

"Hyperion MBA": Olap-Engine und Verbindung zu den Back-Office-Anwendungen

"Hyperions Spider-Man": Internet/Intranet-Zugriff

Arbor

500 Mitarbeiter und 1600 Kunden weltweit, Büros in Frankfurt, Hamburg und München.

Produktfamilie "Arbor Essbase 5" (www.arborsoft.com):

Olap-Datenbank für Data-Warehouse- und Data-Mart-Anwendungen wie Management-Berichte, Auswertungen und Planung, Finanzanalysen, Konsolidierung etc.

Entwickler- und Anwenderwerkzeuge

Anwendungsbausteine

Server-Management und Software, um die Datenintegration zu gewährleisten

Financial Data Mart.