Auch IBM fährt Stellenverlagerung ins Ausland zurück

Arbeitnehmer kritisieren Microsofts Offshore-Aktivitäten

13.08.2004

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, listen die Microsoft-Dokumente eine Vielzahl von Verträgen mit indischen IT-Dienstleistern auf, darunter Infosys Technologies und Wipro. Allein Infosys arbeitet demnach an 131 Projekten, in denen es beispielsweise auch um einen "Longhorn Migration Guide" und Testwerkzeuge für die nächste Betriebssystem-Generation Microsofts gehe. Bereits Mitte Juni zitierte die "New York Times" aus firmeninternen Papieren, aus denen klar werden soll, dass der Hersteller nicht nur einfache Programmieraufgaben, sondern auch hoch qualifizierte Tätigkeiten von Offshore-Anbietern erledigen lasse.

5000 IBM-Arbeitsplätze bleiben in den USA

Eine Firmensprecherin wies diese Darstellung zurück. Sämtliche Entwicklungsarbeiten für "Longhorn" und Kerntechnologien des Unternehmens würden ausschließlich von Microsoft-Angestellten geleistet. Nur vier Prozent des gesamten Forschungs- und Entwicklungsbudgets flössen an externe Firmen. Der Anteil der Firmen außerhalb der USA liege unter einem Prozent.

Der IT-Konzern IBM hat unterdessen auf harsche Kritik der Belegschaft reagiert und seine Offshore-Pläne zurückgefahren. Auslöser waren ebenfalls interne Dokumente, die US-amerikanischen Medien zugänglich gemacht wurden. Demnach plante das Unternehmen, innerhalb von zwei Jahren fast 5000 Arbeitsplätze nach Brasilien, Indien oder in andere Niedriglohnländer zu verlagern. In vielen Fällen handelte es sich um hoch qualifizierte Tätigkeiten in der Softwareentwicklung. Wie IBM-Manager Ted Hoff gegenüber dem "Wall Street Journal" bestätigte, sollen nun doch mehr offene Positionen mit eigenen Mitarbeitern besetzt werden, die andernfalls aufgrund von Offshore-Aktivitäten entlassen worden wären. Zahlen nannte er nicht. Die Debatte um die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland habe zu der Entscheidung beigetragen, so Hoff. (wh)